In hundert Blautönen glitzert das Wasser rund um unser Schiff, die „Vaya Con Dios“. Gerade bin ich einmal um den Katamaran herumgeschwommen, um mich abzukühlen, und dabei das Treiben am Strand von Barbate beobachtet.
Das kleine spanische Küstenstädtchen ist noch ein richtiger Fischerort – einer der wenigen Plätze an der spanischen Mittelmeerküste, an denen noch nicht der Tourismus das Stadtbild dominiert.
Eine Yachtüberführung ist kein Urlaubstörn
Sehr gerne würde ich noch ein bisschen hier bleiben und in einem der kleinen Tapas-Restaurants am Strand für einige Tage Stammgast werden, mich mit den Fischern unterhalten und mit der Crew der Vaya Con Dios an Deck Uno spielen und Wein trinken.
Aber wir haben einen klaren Auftrag: Die Vaya Con Dios soll noch in diesem Jahr in ihrem Bestimmungsort in Holland ankommen und dafür müssen wir die Biskaya vor den Herbststürmen erreichen.
Deshalb heißt es heute Abend: Früh in die Kojen mit uns, wir legen am nächsten Morgen ab.
Mehr aktueller Lesestoff zu diesem Überführungstörn
Wo ging’s los und wo geht’s hin? → zur Übersicht hierlang!
Logbuch mit Wind, Wetter und Kurs: → Teil 1: Von Ibiza bis Mazarrón.
Logbuch → Teil 2: Von Mazarrón bis Gibraltar.
Diese Überführung ist eine neue Erfahrung für mich: Bislang war ich nur bei Fahrtenseglern oder bei Urlaubs- und Wochenendtörns als Mitsegler an Bord von Segelbooten. Dabei hat man meist entweder genug Zeit, auf günstige Wind- und Wetterbedingugen zu warten oder aber man ist bei der Zielwahl so flexibel, dass man sein Ziel dem Wind anpasst – wohin der Wind einen eben weht.
Auch, wenn mein Entdeckerherz in einigen Momenten ein wenig unter diesem Druck leidet – ich bin darauf eingestellt und habe nichts anderes erwartet. Ausgiebige Landgänge sind nun einmal nicht drin und wenn der Wind zu schwach ist oder ganz falsch steht, muss auch immer wieder der Motor unseres Katamarans unterstützend zum Einsatz kommen.
Komfortables Leben an Bord
Aber auch an Bord lässt es sich ganz gut aushalten: Es ist mein erster Segeltörn auf mehr als einem Rumpf und das Platzangebot beeindruckt mich auch nach einer Woche noch immer. Wir sind zu siebt an Bord und schlafen in vier – im Vergleich zu Segelbooten mit einem Rumpf – riesigen Kabinen, die alle ihre eigene Toilette und ihre eigene Dusche haben.
Im Salon und im Cockpit gibt es gleich zwei große Tische an Bord, an denen wir bequem alle zusammen sitzen können – das große Platzangebot ist einer der größten Vorteile von Katamaranen.
So geht Hand gegen Koje:
Hier findest du → alle meine Tipps zum Mitsegeln!
Schön zu lesen: Meine Atlantiküberquerung als Mitsegler.
Schau dir außerdem meine → Packliste für Mitsegler an!
Die Vaya Con Dios ist zudem wirklich sehr komfortabel ausgerüstet: Wir haben zusätzlich zum Gasherd einen Ofen, zwei Kühlschränke und eine Spülmaschine. Um dem Luxus auf See die Krone aufzusetzen, gibt’s einen Watermaker, einen Icemaker (!) und zwei weitere Außenduschen. Bislang war ich das Leben auf See deutlich spartanischer gewöhnt.
Der richtige Segeltrimm
Dass wir jeden Tag und bei jedem Wind segeln hat aber auch einen riesigen Vorteil: Meine Lernkurve geht steil nach oben! Vor allem beim Segeltrimm habe ich in den letzten Tagen wirklich sehr viel gelernt.
Da ich bislang nur als Mitsegler unterwegs war, habe ich bislang eigentlich immer einfach Kommandos emfangen nur an einer Winsch gekurbelt, wenn mein Kapitän mich dazu aufforderte.
Louis, mein Kapitän hier auf der Vaya Con Dios, erwartet geradezu, dass ich den richtigen Trimm selber herausfinde und ihn stört es kein bisschen, wenn ich während meiner Wachschichten herumexperimentiere. Ich habe den Eindruck, dass ich dadurch viel mehr und schneller lerne, als durch theoretische Lehrbücher.
Dazu kommt jede Menge Input vor allem von meinem Mitsegler Richard. Ihm merkt man an, dass er das Segeln im Gegensatz zu mir von der Pieke auf gelernt hat: Er war schon als Kind auf Jollen unterwegs. Dass das hilft, stand wiederum auch in den Lehrbüchern…
Jedenfalls ist Richard eigentlich immer in der Lage, noch ein bisschen Geschwindigkeit auch aus ungünstigen Winden herauszuholen – wobei ich versuche, mir so viel wie möglich abzuschauen.
Und so ist erfüllt dieser Überführungstörn bislang eigentlich alle Erwartungen, die ich an ihn hatte: Ich sammle neue Erfahrungen an Bord eines ganz anderen Bootstyps als bisher und lerne segeltechnisch täglich dazu.
So werde ich irgendwann hoffentlich in der Lage sein, mich zum einen bei meinem ersten Bootskauf für den richtigen Bootstypen zu entscheiden. Und zum anderen werde ich hoffentlich gut genug segeln können, dass ich mein eigenes Boot dann auch im Griff habe und sicher segeln kann.
Und vielleicht gehe ich dann ja auch noch irgendwann einmal eine Woche lang täglich in Barbate Tapas essen…
Hi Timo!
Schön zu lesen, vor allem über die Lernerfolge!
Wir waren im Juli auf einer weit kleineren Yacht (8,5m) und in wesentlich kälteren Gewässern (Barentssee und Weißes Meer) unterwegs. Und ich gebe zu, dass wir weit weniger Platz und Komfort hatten…
Aber manchmal macht das ja auch einen Teil des Abenteuers aus 😉
Ich bin gespannt, wies bei euch weitergeht und, wie Corinna, an deinen Eigenes-Boot-Plänen interessiert. Halt uns auf dem Laufenden!
Viele liebe Grüße aus Schweden,
rike
Hier schreibe ich übrigens über unseren Segeltrip: http://www.schwedenundso.de/segeltrip-2015/
Hi Rike,
ich bin ja auch großer Skandinavien-Fan und würde dort oben auch wirklich gerne mal segeln gehen! Allerdings wird es gerade hier (Höhe Lissabon) nachts auch schon richtig kalt…
Mein eigenes Boot ist, wenn man ehrlich ist, noch im Traum-Status… Aber irgendwann wird es soweit sein und ich bin bekannt dafür, mir meine Träume zu erfüllen 😉
Liebe Grüße aus Portugal!
Moin Timo,
total schön zu lesen, wie viel Spaß es Dir macht, so viel dazuzulernen! Und auch wenn Du gerade nicht nach Deiner Zeit leben kannst, so ist dieser Törn absolut toll, so wie Du ihn beschreibst!
Genieß den vielen Platz und ich bin gespannt auf Dein eigenes Boot!
Liebe Grüße,
Corinna
Moin Corinna,
schön, mal wieder von dir zu hören! Mein eigenes Boot wird definitiv deutlich kleiner und spartanischer – schon aus Kostengründen, aber ich mag ja auch das „Camping auf dem Wasser“ 🙂
Liebe Grüße!