Wann habe ich wohl meinen letzten Liebesbrief geschrieben? Offensichtlich ist das schon viel zu lange her – es war ganz schön schwierige Übung, meine ganzen großen Gefühle für Norwegen in Worte zu fassen. So manchen Zettel habe ich zerknüllt und auf den Haufen hinter mir geworfen, leere Worthülsen, die der Wirklichkeit nicht einmal nahe kamen.
Hier ist das Ergebnis: Mein Liebesbrief an Norwegen, zwar nicht mit Tinte geschrieben, aber immerhin in Reinschrift:
Geliebtes Norwegen,
mit der Tür ins Haus zu fallen, ist eigentlich nicht meine Art. Jetzt kann ich einfach nicht anders:
Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt!
Schon länger hatte ich die Ahnung gehabt, dass du etwas ganz besonderes sein könntest. Als ich dich dann endlich zum ersten Mal sah, war es wirklich Liebe auf dem ersten Blick!
Kaum am Flughafen in Torp ins Auto gestiegen, war ich begeistert von dir: ich fuhr entlang deiner Küste am Oslofjord Richtung Norden, später auf kurvigen Straßen durch deine tolle Hügellandschaft und die Wälder im Osten, vorbei an Dutzenden Seen.
An einem von diesen Seen baute ich mein Zelt auf und spürte zum ersten Mal dieses Gefühl im Bauch, was mich seitdem immer wieder überkommt, wenn ich an dich denke.
Mein Zelt aufbauen, wo immer ich gerade will – das darf ich bei dir. Ein Zelt in Tarnfarben braucht bei dir kein Mensch – Wildcampen ist erlaubt! Du kennst schließlich die Reize deiner Natur, und du weißt, wie viele Reisende ihnen nicht wiederstehen können.
Aber nicht nur beim Camping lässt du mir alle Freiheiten, die ich brauche: Ob mir der Sinn nun nach Bergen und Gletschern steht, ob ich Lust auf das Meer habe oder reißende Flüsse oder Wasserfälle sehen will – du bist immer dabei und hast ordentlich was zu bieten für mich.
Überhaupt, dein Wasser!
Vielleicht ist es auch das ganze Wasser, was mich an dir am meisten antörnt! Nicht erst, seit ich per Anhalter über den Atlantik gesegelt bin, ist Wasser mein Element – und deines ist es auch! Als ich vom Vidden aus deine unglaublichen Küstenlinien mit deinen Fjorden bestaunt habe, konnte ich mich kaum daran satt sehen.
Meine absoluten Favoriten sind aber deine Wasserfälle! Für mich, als Ostfriesen vom platten Land, ist ja schon ein Wasserfall alleine eine Sensation, aber bei dir gibt es gleich hunderttausende davon! Kleine Bäche, die überall von den Felsen plätschern, und immer wieder ein reißender Fluss, der in die Tiefe stürzt – ich war von den Socken!
Fast sprachlos machte mich später die Tatsache, dass hier feinstes Trinkwasser an mir vorbeirauscht – eiskalt und richtig lecker!
Deine Sonnenuntergänge dauern Stunden und bleiben manchmal ganz aus. Die Nordlichter will ich auch irgendwann mal sehen, Spitzbergen, Lappland und die Lofoten sowieso…
Mein Brief geht jetzt aber zu Ende, mein liebes Norwegen! Während ich diese Zeilen schreibe, sehne ich mich nach dir mit all deinen Facetten. Ich habe noch so viele Ideen für uns zwei, möchte mit dir so viele Abenteuer erleben! Und damit komme ich nach all dem Liebesgesülze endlich zu dem, was ich eigentlich sagen will:
Wir müssen uns unbedingt wieder sehen!
Dein Bruder Leichtfuß
Kennt ihr das? Habt ihr euch auch schon mal in ein Reiseland verliebt? Habt ihr vielleicht sogar eine „ewige Liebe“, wo ihr immer wieder hinfahrt?
(Nachtrag: Offensichtlich habe ich einen Nebenbuhler: Heike von koeln-format.de machte mich gerade darauf aufmerksam, dass jemand anderes diese Liebesbrief-Idee schon vor mir hatte: Lest doch auch diesen Brief auf off-the-path.com!)