Interview: „Trampen ist so gefährlich wie Haie“

Wenn dieses Abenteuer das Adjektiv „episch“ nicht verdient hat, welche dann? Schon die Eckdaten von Daniels Dakunas Reise per Anhalter durch Europa, Afrika und Asien sind eine einzige Aneinanderreihung an Superlativen: 53.000 Kilometer in 42 Ländern, dazu natürlich hunderte Lifts und Übernachtungsmöglichkeiten bei lokalen Couchsurfern.

Daniel war während seines Abenteuers aber kein reiner „Kilometerfresser“, sondern hat sich unterwegs jede Menge Zeit genommen. Er sah (zumindest fast) das Nordkap, war in Südafrika und am Mount Everest. Er lernte jede Menge Locals kennen, baute Beziehungen auf und stieß nebenbei noch das ein oder andere Projekt vor Ort an.

Kurz gesagt: Das klingt nach einem Abenteuer nach meinem Geschmack. Kaum war ich auf Daniel gestoßen, hatte mich sein Trip so in den Bann gezogen, dass ich gar nicht anders konnte, als mich direkt bei ihm zu melden. Und, auch das war klar, er hat eine Menge zu erzählen. Ein perfekter Kandidat für meine lose Reihe der Abenteurer-Interviews!

Daniel Dakuna im Interview: 42 Länder per Anhalter!

Abenteurer Interview Trampen
Foto: dakuna.de

Moin Daniel! Erstmal bin ich superneugierig wegen deines Namens: Dein „bürgerlicher“ Nachname ist ja „Klesen“. Willst du mir erklären, was es mit „Dakuna“ auf sich hat?

Hey Timo! Und natürlich hallo auch an alle, die hier gerade lesen. Zur Frage: Ich hatte zu Anfang der Reise einen Onlineblog und hatte für diesen nach einem passenden „Reisenamen“ gesucht. Als riesiger König der Löwen Fan hatte ich mich schließlich bei Hakuna Matata bedient, eine Alliteration draus gemacht und so wurde Daniel Dakuna geboren.

Du hast 42 Länder betrampt. War das Trampen für dich überall gleich leicht oder gab es große Unterschiede bei den Wartezeiten?

Die Erfahrung beim Trampen war über die Länderhinweg gleich. Nicht im Sinne der Erfahrung selbst, sondern im Kontext Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit. Im Bezug auf die Wartezeiten gab es jedoch durchaus Unterschiede.

In manchen Ländern ist das Trampen recht gängig, und man wartet kaum länger als ein paar Minuten – das war bei mir zum Beispiel in Georgien so. Im Gegensatz dazu gibt es natürlich auch das Extreme in die entgegengesetzte Richtung. Italien, *hust*.

Ich frage mich immer, ob man Trampen lernen kann. Also, ob es gute und schlechte Tramper gibt oder ob es einfach nur Glück und Zufall ist, wann man die nächste Mitfahrgelegenheit findet. Was meinst du?

Sicherlich kann man Ende viel auf das Glück/den Zufall reduzieren. Aber ich denke, dass man seine Chancen erhöhen kann. Halbwegs gepflegtes Aussehen hilft sicherlich, Tattoos sind wohl selten förderlich und eine Rasur kann wohl nicht schaden. Man sollte quasi nicht so aussehen wie ich 😉

Spaß beiseite: Ich bin der Meinung, dass ein freundliches Lächeln sehr wichtig ist. Versuch wie eine Person zu wirken, für die du selbst am Straßenrand anhalten würdest. Achja… meine schmächtige Statur hat definitiv geholfen. Zitat: „Ich habe dich nur mitgenommen, weil du keine Gefahr für mich darstellst. Du siehst schwach aus“.

Das kenne ich… Ich bin ja großer Norwegenfan und du bist auch eine ganze Weile hier oben unterwegs gewesen. Was hat das Land für dich interessant gemacht – und worauf muss man sich als Tramper vorbereiten?

Vorbereiten sollte man sich auf jeden Fall auf einige der schönsten Landschaften, die man je sehen wird!

Ich selbst hatte damals den Traum, meine ersten Nordlichter zu sehen und ja. Ich bestaunte im Norden mehrere Nächte lang dieses zauberhafte Schauspiel.

Hiermit gehen natürlich aber auch sehr niedrige Temperaturen und kurze Tage einher. Man sollte sich also definitiv der Jahreszeit entsprechend einpacken – was ich mit meiner schlechten Planung selbstverständlich nicht gemacht habe. Ansonsten stellt euch darauf ein, extrem wenig Alkohol zu trinken und mit dem Rauchen aufzuhören.

Norwegen per Anhalter Daniel Dakuna
Foto: dakuna.de

Auch das kommt mir bekannt vor! Nicht-Tramper interessieren sich oft für das Thema „Sicherheit“. Kannst du den Leuten da Sorgen nehmen oder hattest du unterwegs brenzlige Situationen? Hast du Taktiken für den Worst Case?

Ich selbst hatte keine brenzligen Situationen, abseits von einem „Fast-Unfall“ auf der türkischen Autobahn. Mein Fahrer hatte versucht, einen Wasserkocher an den Zigarettenanzünder anzuschließen, um während der Fahrt Tee zu kochen. Keine gute Idee.

Zweimal gab es Grapscher aber es blieb eben bei diesen und endete mit dem Verlassen des Fahrzeugs. Ich glaube, dass dir die Sicherheits-Sorgen niemand nehmen kann. Egal wie oft ich objektiv mit Statistiken begründen würde, es hätte keinen Effekt.

Stattdessen empfehle ich jeden, der Bedenken hat, die ersten Tramperfahrungen gemeinsam mit anderen Personen zu machen… Oder eben einfach nicht zu Trampen 😛

Die kurze Antwort? Trampen ist ähnlich gefährlich, wie es Haie sind.


Mehr über Daniel Dakuna

Daniel Dakuna Anekdoten eines Beifahrers
Foto: dakuna.de

Regelmäßige Bilder und Stories aus dem Tramperleben veröffentlicht Daniel auf seinem Facebookkanal und bei Instagram – Folgen lohnt sich!

Aktuelle Neuigkeiten und generelle Infos bündelt er auf seiner Website auf dakuna.de – dort findest du auch das Buch zu seiner Reise „Anekdoten eines Beifahrers“.


Du kombinierst ja ganz gerne Trampen mit Couchsurfing. Wenn ich das so gemacht habe, fand ich es immer schwierig, zu planen – ich wusste ja nie, wo ich abends ankomme und einen Schlafplatz brauche. Hast du Tipps?

Genau aus diesem Grund hatte ich Couchsurfing mit zunehmender Reisedauer immer seltener genutzt. Ich wollte Einladungen meiner Mitfahrgelegenheiten nicht im Vorhinein ausschließen. Ansonsten hatte ich natürlich stets erklärt, dass ich dem Trampen „geschuldet“ kein genaues Ankunftsdatum geben kann.

Aber ich glaube, dass du mir im Folgenden zustimmen kannst: Je länger man per Anhalter reist, umso besser wird man darin, Ankunftszeiten zu schätzen.

Du hast unterwegs in Afrika zwei soziale Projekte angestoßen. Was treibst du da genau, wie kam es dazu und wie kann man helfen?

Ich versuch eine sehr lange Geschichte hier kurz anzureißen: Ich hatte beide Personen damals im südlichen Afrika (Sambia und Tansania) getroffen und nach der Reise mit Live Shows Spenden gesammelt. Mit Ivor (dem Mann aus Sambia) hatte ich ein Grundstück gekauft, auf dem gerade eine Schule gebaut wird – er ist Lehrer und unterrichtet Kinder sozial schwacher Familien.

Unterstützen kann man das gerne, durch den Kauf meines Buches 😊 Darüber hinaus kann natürlich auch gerne gespendet werden. Dafür einfach mit mir Kontakt aufnehmen.

Daniel Dakuna in Namibia
Foto: dakuna.de

Wenn das Reisen irgendwann wieder möglich ist: Glaubst du, dass die Pandemie unser Reiseverhalten verändern wird? Trampen und Couchsurfing sind ja sehr kontaktintensiv. Oder findest du, dass wir mit der Virus-Erfahrung und dem gewonnenen Wissen in Zukunft anders reisen sogar sollten?

Es wird sicherlich niemand mehr Asiaten dafür belächeln, dass sie Masken tragen! Nun ja. Ich glaube, dass der Mensch genau das machen wird, was er sonst auch tut: vergessen.

Abseits von Impfpflicht (bin mir sicher, dass diese Länderübergreifend kommen wird und dann wie beispielsweise Geldfieber in Tansania bei der Einreise vorgezeigt werden muss) wird sich glaube ich wenig nachhaltig verändern. Sowohl im negativen, als auch im positiven.

Wie sieht es aus mit deinem Traum von einer eigenen Strandbar in Südamerika? Ist die nächste Reise per Anhalter schon geplant?

Die nächste Reise war eigentlich für diesen Sommer „geplant“. Ich hoffe, dass es 2022 funktionieren wird. Die ungefähre Route steht: Kanada nach Chile.

Und dort (in Südamerika) würde ich auch gerne eine neue Heimat finden. Ich mag Deutschland, aber hier fehlen mir 2 Dinge, auf die ich nicht verzichten möchte: Sonne und Meer – warmes Meer. In diesem Zuge würde ich gerne vor Ort soziale Projekte anstoßen und mir, wie du bereits erwähnt hast, den Kindheitstraum einer kleinen Strandbar erfüllen.

Ob das alles so funktionieren wird? Ich habe keine Ahnung. Ob ich mich darauf freue, es herauszufinden? Absolut!

Vielen Dank für das Interview!

Danke, bleibt gesund!

Daniel Dakuna Trampen
Foto: dakuna.de
Timo
Timohttps://www.bruderleichtfuss.com
Timo ist der Gründer und Chefabenteurer bei bruderleichtfuss.com. Er verbringt seine meiste Zeit auf Reisen und steht auf Abenteuer aller Art. Timo ist gerne in der Natur unterwegs: Zu Land wandert er mit seinem Zelt durch die Wildnis, zur See gerne auf Segelbooten. Außerdem hat er eine Leidenschaft für Reisen per Anhalter.

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