In Gummistiefeln stampfen wir den Bachlauf hinauf. Um uns herum und über uns wuchert der wilde Dschungel Costa Ricas, nur wenige Sonnenstrahlen schimmern durch das grüne Blätterdach. Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob wir durch einen Tunnel gehen.
An dessen Ende soll uns ein Wasserfall erwarten. Das sagt zumindest Mario. Der 50jährige Bauer lebt allein hier im Dschungel irgendwo beim winzigen Dorf La Tarde. Nur seine Haushälterin Lucia leistet ihm dauerhaft Gesellschaft, erst seit neuestem verirren sich gelegentlich Touristen in die Gegend und kommen die beiden besuchen.
Mario hat kürzlich auf seiner Farm einige einfache Gästezimmer eingerichtet. Denn er ist seit kurzem eine Übernachtungsmöglichkeit auf den „Caminos de Osa“. Einheimische haben diese Routen in den letzten Jahren ausgearbeitet. Sie führen entlang des Corcovado Nationalparks über die komplette Halbinsel Osa und sollen Touristen zeigen, wie man hier lebt.
Mein Tag mit Mario in La Tarde ist nur einer von insgesamt einer Woche, die ich unterwegs bin auf den Caminos de Osa. Dabei überquere ich die gesamte Halbinsel – zu Fuß, zu Pferd, per Kajak oder mit dem Boot. Jeden Tag erlebe ich ein anderes Abenteuer und übernachte in einem anderen Ort.
Mein Costa Rica Geheimtipp: Die Caminos de Osa!
In meinen sechs Wochen Costa Rica verbringe ich hier meine vielleicht beste Zeit der Reise und mache die tollsten Erfahrungen! Und das, obwohl auch der Rest des Landes jede Menge Highlights zu bieten hat!
Die sind allerdings weltweit bekannt und oft trifft man auf viele anderen Reisenden. Das ist anders hier auf der Osa Halbinsel: Meistens bin ich der einzige Tourist in der Gegend – die Caminos de Osa sind noch ein echter Geheimtipp für Costa Rica!
10 Gründe, die Caminos de Osa zu erleben!
1. Sich fühlen, wie ein Entdecker!
Erst im letzten Jahrhundert stießen erste Menschen auf der Suche nach Gold auf die Halbinsel Osa vor. Bis dahin war die Peninsula einer der letzten weißen Flecke auf dem Globus! 1975 wurde ein großer Teil Osas zum Nationalpark Corcovado erklärt, so dass hier seitdem jegliche Suche nach Gold verboten ist.
Wenig später wurde in ganz Costa Rica der Abbau von Gold verboten, so dass die Halbinsel Osa nur extrem spärlich besiedelt ist. Auch der Tourismus steckt hier noch in seinen Kinderschuhen. Mir wurde auf den Caminos de Osa immer wieder erzählt, ich sei einer der ersten Europäer, der je auf den gesamten Caminos de Osa unterwegs war!
2. Leben mit den Locals!
Die Caminos de Osa sind nicht nur für Touris gedacht, sondern auch für die Bewohner Osas! Gerade die Menschen, die weit entfernt von den Urlaubsparadiesen Costa Ricas leben, sollen von den Caminos de Osa profitieren: Indem sie Übernachtungsplätze zur Verfügung stellen oder als Guides arbeiten und sich so etwas dazuverdienen.
Ich übernachte während meines Treks jeden Tag bei unterschiedlichen Familien und bin tagsüber mit verschiedenen Locals unterwegs – näher ran kommt eigentlich nur noch als Couchsurfer!
3. Wilde und unberührte Natur pur!
Knapp drei Prozent aller Tier- und Planzenarten der Erde leben hier auf der Peninsula de Osa! Hier gibt es noch richtigen Primärwald zu bestaunen und es werden laufend neue Tierarten entdeckt und beschrieben – für Biologen ist Osa ein riesiges und nicht endendes Arbeitsfeld. Unterwegs auf den Caminos de Osa stößt man an jeder Ecke auf Tiere und Pflanzen, die es nur hier gibt und nirgends sonst auf der Welt!
Wer möglichst viel entdecken will, freut sich hier echt, einen Guide dabei zu haben. Ich mache hier nämlich die Erfahrung, dass meine ungeübten Augen auf die Tarnung der Tiere nur zu gerne reinfallen – mein Guide macht mich immer wieder auf Tiere aufmerksam, an denen ich einfach vorbei gelaufen wäre!
4. Lernen, die Machete als Werkzeug zu benutzen!
Grundregel Nummer 1 bei den Bewohnern des Dschungels lautet: Verlasse nie den Haus ohne Machete! Sobald man sich auch nur ein bisschen von den Siedlungen entfernt, wuchert der Urwald überall in die Wege hinein und man muss sich eine Schneise ins Grün schlagen.
Immer wieder kann es natürlich auch passieren, dass man sich eine Kokosnuss öffnen „muss“, ein Bündel Bananen vom schlagen oder sich eine Melone schneiden – hier im Dschungel passiert nichts ohne Machete! Mein Guide Pablo ist zwar anfangs etwas übervorsichtig, aber am Ende des Trips habe ich meine eigene Machete am Gürtel – und gehe natürlich voran!
5. Auf Goldsuche gehen!
Osa ist Goldgräberland! Zumindest war es das einmal. Im Corcovado Nationalpark lagern riesige Mengen Gold, die aber wahrscheinlich nie abgebaut werden. Die zahlreichen Flüsse und Bachläufe aber transportieren Goldstaub und kleine Nuggets auf natürliche Art und Weise durch den Dschungel.
Viele Bewohner Osas haben kleine Döschen mit kleinen Mengen Gold zuhause, und auch Touristen können ein wenig Gold finden, wenn sie die Augen offen halten. Und mehr Glück haben als ich 😉
6. Essen wie bei Mutti – aber auf costa-ricanisch!
Die Unterkünfte der Caminos de Osa sind alle bei Einheimischen zuhause – und dort gibt es auch Essen! Das Nationalgericht Costa Ricas heisst „casado“ und besteht aus Reis, Bohnen und Kochbananen mit Fleisch oder Fisch – am besten schmeckt das nach einem anstregendem Tag im Dschungel und zubereitet von der Bäuerin persönlich!
Zum Nachtisch gibt’s oft die Früchte aus der Gegend: frische Bananen, Melonen, Mangos, Ananas oder Papaya – je nachdem, was gerade reif ist und gut schmeckt!
Aber auf den Caminos de Osa gibt’s nicht nur die „Standards“ der costa-ricanischen Küche, sondern auch ganz besondere Spezialitäten aus der Region: Bei Rancho Quemado erlebe ich zum Beispiel, wie aus Zuckerrohr Honig und Saft produziert wird – und eine Art Kuchen, die Tapas de Dulce. Supersüß, superlecker!
7. Wasser, Wasser, Wasser!
Auch, wenn Mario und ich den Wasserfall vom Anfang nie finden sollen – Wasser gibt es hier auf Osa in rauen Mengen! Es heisst ja nicht umsonst „Regenwald“. Flüsse und Bachläufe bahnen sich überall den Weg durch dne Dschungel ins Meer. Und ja, Osa ist eine Halbinsel und deshalb in drei Himmelsrichtungen vom Pazifischen Ozean begrenzt.
Auf dem Golfo Dulce, den die Einheimischen einen „tropischen Fjord“ nennen, bin ich von Playa Blanca auseinen Tag lang mit dem Kajak unterwegs. Hier hatte ich dann übrigens Glück: Am Horizont konnte ich eine Gruppe Buckelwale sichten! Die Meeressäuger wandern durch das Jahr über den gesamten Globus und sind meist zwischen August und Oktober zu Besuch in Costa Rica.
8. Wenn’s nicht mehr weitergeht… ab in den Pferdesattel!
Richtige Straßen, auf denen Autos fahren, gibt es nur sehr wenige auf der Peninsula de Osa. Und viele Wanderwege und Trampelpfade sind – gerade zur Regenzeit – so vermatscht, dass man auf ihnen auch zu Fuss nicht vorankommt. Die einzige sinvolle Lösung bei so schwierigen Wegverhältnissen: Umsteigen auf Pferde!
Die Nutztiere sind hier am Rande der Zivilisation nicht wegzudenken und so hilfreich wie in Deutschland zuletzt vor hundert Jahren. Ich selber habe zwar eine gehörige Portion Respekt vor diesen riesigen Tieren. Aber langsam baue ich Vertrauen auf und dann macht es auch richtig Spaß, auf dem Pferderücken durch einen Fluss zu waten oder am Strand entlang zu galoppieren!
9. Tropische Traumstrände für dich allein!
Eigentlich ist die gesamte Halbinsel von einem riesigen Traumstrand umringt! Im Westen knallt der wilde Pazifik fast ungebremst auf den weißen Sandstrand, so dass es hier perfekte Wellen für Surfer gibt. Im Osten dagegen sind die Strände geschützt, so dass man am Golfo Dulce entspannter baden kann oder wie ich mit dem Kajak aufs Wasser kann – und zwar nicht nur als Kajakprofi.
Immer am Strand: Kokosnusspalmen und der grüne Dschungel, der hier direkt ans Meer grenzt. So gut wie nie am Strand: Andere Menschen! Nur in den Ortschaften selber kann man überhaupt Menschen treffen. Überhaupt gar kein Problem ist es, einen Strandabschnitt zu finden, an dem man überhaupt keiner Menschenseele begegnet!
10. So viele Tiere wie im Zoo – nur in echt, wild und frei!
Diese weiteren 10 Gründe für die Caminos de Osa haben mich vielleicht am meisten beeidruckt:
Mehr Infos zu den Caminos de Osa
Anreise auf die Peninsula de Osa:
Die beiden „Zentren“ (falls man bei so kleinen Orten davon sprechen kann) sind Sierpe und Puerto Jiménez. Beide erreicht man am schnellsten mit dem Flugzeug von San José aus, Fluginformationen gibt es bei den beiden Airlines: Sansa und NaturAir.
Mit dem Mietwagen sind es von San José aus fünf bis sechs Stunden, man sollte auf jeden Fall ein Allrad-Fahrzeug mieten. Einen guten Mietwagen-Preisvergleich gibt es zum Beispiel bei Mietwagencheck.
Am günstigsten ist man mit dem Bus unterwegs, allerdings braucht man dann insgesamt acht oder mehr Stunden von San José nach Osa. Nach Palmar Norte (bei Sierpe) geht es mit dem Tracopa Bus, von dort aus sind es noch 15 Minuten per Taxi nach Sierpe. Nach Puerto Jiménez gelangt man vom Terminal MEPE in San Jose (→ Googlemaps) mit dem Busunternehmen Blanco Lobo.
Die Routen und Touren der Caminos de Osa
Es gibt drei verschiedene Routen der Caminos de Osa: Die „Ruta del oro“ (Goldroute), „ruta de la selva“ (Urwaldroute) und die „ruta de la agua“ (Wasserroute). Es ist aber auch möglich, verschiedene Teile der Routen miteinander zu kombinieren und sich so eine individuelle Route zusammenzustellen.
Welche Ausrüstung braucht man?
Auf keinen Fall vergessen sollte man Mosquitospray, Sonnencreme, eine wiederverwendbare Wasserflasche und ein schnelltrocknendes Handtuch (keine Waschmöglichkeiten unterwegs, Unterkünfte stellen oft keine Handtücher). An den Füßen sollte man nicht zu schwere Wanderschuhe tragen, am besten wasserfest.
Ich hätte mir zwischendurch auch echte Gummistiefel gewünscht – jeder muss sich selber überlegen, ob man die mit sich schleppen möchte. Mehr dazu erzähle ich in meinem Artikel über die richtige Ausrüstung in Costa Rica.
Mehr Infos findet ihr auf der Website der Caminos de Osa, es lohnt sich auch, auf der Facebookseite mal reinzuschauen.
Extra-Tipps für Unterkünfte
Unterwegs auf den Caminos de Osa ist klar, wo man übernachtet: In den einfachen Unterkünften bei den Locals. Ich habe vor der Trekking-Woche und danach jeweils einen Tag in einem „richtigen“ Hotel verbracht. Vor allem im Anschluss war das schon ziemlich cool, denn die Woche im Dschungel schlaucht schon.
In Carate liegt die Luna Lodge und ist die letzte Unterkunft am Ende der Zivilisation bevor die Wildnis des Corcovado Nationalparks beginnt. Man wohnt in schicken Bungalows, es gibt Yoga-Kurse und eine fantastische Yoga-Plattform über den Baumkronen des Dschungels. Von hier aus kann man auch perfekt Ausflüge in den Park unternehmen. → Hier gibt’s mehr Infos zur Luna Lodge.
Zu Beginn meines Ausflugs auf die Osa Halbinsel habe ich eine Nacht im Bohdi Surf & Yoga Camp verbracht. Es befindet sich nicht direkt auf der Osa-Halbinsel, sondern ein paar Kilometer nördlich in der Nähe von Sierpe (Ein Start-/Endpunkt der Caminos). Hier konnte ich die fantastischen Surfbedingungen (perfekt für Anfänger!) austesten. Hier ist auch der berühmte playa ballenas (Wal-Strand). Der heisst so, weil man hier erstens Wale beobachten kann und zweitens der Strand von oben aussieht wie die Heckflosse eines Wals.
→ Hier gibt’s Infos zum Bohdi Camp.
Hast du Fragen oder Anmerkungen zu meinem Abenteuer auf den Caminos de Osa? Ich freue mich über deinen Kommentar!
Disclosure: Ich war im Rahmen einer Reise für den Lonely Planet Traveller in Costa Rica, die von Visit Costa Rica unterstützt wurde.
Danke für diesen inspirierenden Beitrag! Costa Rica steht auch noch auf unserem Reiseplan und wir freuen uns schon darauf, die Osa Peninsula zu entdecken.
Liebe Grüsse
Sarah und Leo
[…] wahrgenommen. Aber ich bin auch offroad durch das australische Outback gefahren, war im Nirgendwo des costa-ricanischen Dschungels unterwegs und habe in meiner neuen Heimat in Norwegen eine Menge Wanderungen unternommen, die […]
Costa Rica steht bei uns für nächstes Jahr auf der Liste, ich hoffe es klappt dann endlich. Bisher ist es an passenden und erschwinglichen Flügen gescheitert. Du hast mir auf alle Fälle mit deinen schönen Fotos noch mehr Lust darauf gemacht. Vielen Dank dafür!
Eigentlich findet man ganz gut günstige Flüge nach Costa Rica – hast du mal bei Condor geguckt? Es lohnt sich auf jeden Fall 🙂