Tortuguero: Schildkröten und Wildlife der Karibik

Der Nationalpark Tortuguero und der gleichnamige Ort an der Karibikküste Costa Ricas sind vor allem für die Schildkröten bekannt, die aus der ganzen Karibik hierher kommen, um ihre Eier abzulegen. Tortuguero ist aber auch abgesehen von den Schildkröten ein besonderer Ort und Nationalpark.


Zu sechst stehen wir im Urwald. Die Sonne ist vor zwei oder drei Stunden untergegangen, jetzt dringt nur ein schwacher Mondschein durch das dichte, grüne Blätterdach. Nur ein kurzes Stück von uns wird der Wald lichter – der Karibikstrand Tortugueros, wir hören die Brandung.

Wir sind unterwegs mit unserem Guide Eddi zu einem Naturschauspiel sondergleichen und der wohl größten Sehenswürdigkeit Tortugueros: Wir wollen an diesem Septemberabend Schildkröten beobachten, während sie ihre Eier legen.

Schildkröten beobachten in Tortuguero

Schildkröten Tortuguero Nationalpark Costa Rica
Foto: Green turtle / Shutterstock

Die seltenen und vom Aussterben bedrohte Grüne Meeresschildkröten haben sich dafür genau diesen Strand ausgesucht und kommen jedes Jahr zwischen Juli und September aus der ganzen Karibik hierher.

Ein junger Mann kommt durch das Gebüsch vom Strand. Er ist der „Spotter“ erklärt uns Eddi: In jedem Strandabschnitt gibt es einen Spotter, der nach Schildkröten Ausschau hält. Sobald er welche entdeckt hat, kommt er in den Wald und holt eine Gruppe an den Strand. Ohne fachkundigen Guide ist das Betreten des gesamten Strandes hier bei Dunkelheit streng verboten.

Möglichst unauffällig nähern wir uns dem 200-Kilo-Koloss, auf den unser Spotter uns aufmerksam gemacht hat. Wir tragen schwarze Kleidung, trauen uns kaum zu flüstern. Die Schildkröten orientieren sich bei Dunkelheit und an Land am Mondlicht. Deshalb haben wir auch keine Taschenlampen dabei: Die Tieren würden irritiert und nicht mehr zurück ins Meer finden. Fotografieren ist ebenfalls verboten.

Langsam und keuchend schleppt sich „unsere“ Kröte den Strand hoch, bis sie schließlich im Schatten der Vegetation beginnt, ein zwei Meter breites Loch zu graben, ein bisschen mehr als knietief – das Nest für die Schildkröteneier.

Eine Schildkröte beim Eierlegen beobachten

Schildkroeten Eier legen beobachten
Foto: Schildkröteneier / Shutterstock

Schließlich hört das Muttertier auf zu graben und presst ihre Eier in das Nest. Weiße Kugeln, so groß wie ein Golfball, kullern in das Loch, eines nach dem anderen. Manchmal kommen fünf oder sechs Eier kurz hintereinander, danach macht die Schildkröte eine Pause und schnauft, bevor es weitergeht. Gute hundert Eier werden am Ende im Schildkröten-Nest landen.

Wir knien jetzt direkt neben ihr. Während der Eiablage selber ist die Schildkröte so so konzentriert, dass sie uns gar nicht beachtet. Fasziniert starre ich auf das Loch, das sich langsam füllt. Ich halte dabei fast den Atem an.

Ich versuche, mir vorzustellen, welches Schicksal die Jungtiere erwarten wird: Kein Grabräuber, also kein Waschbär und kein Stinktier darf die Eier entdecken, damit die kleinen Schildkröten in 40 bis 60 Tagen schlüpfen können.

Schildkroeten Eier Schlüpfen Tortuguero Costa Rica
Foto: Baby Schildkröte / Shutterstock

Danach kommt der gefährliche Weg über den Strand ins Meer, wo Möven und Raben warten – für sie sind die Baby-Schildkröten ein Leckerbissen. Aus tausend Eiern schafft es nur eine Schildkröte bis zur Geschlechtsreife. Diese wird dann in zwanzig Jahren hierher zurück kehren, über den Strand kriechen und ein Loch graben.

Das Nest unserer Schildkröte ist jetzt prall gefüllt mit weißen Eiern. Das Tier macht sich daran, mit ihren flossenartigen Gliedmaßen Sand über die Eier zu Schaufeln. Als das Loch geschlossen ist, schleppt sie sich über den Strand zurück ins Meer und verschwindet.

Nationalpark Tortuguero: Der Amazonas Costa Ricas

Kajak Wildlife Tortunguero Costa Rica

Bei unserer Anreise nach Tortuguero sind wir zunächst von San Jose aus mit dem Auto unterwegs. Irgendwann wandelt sich der Straßenbelag der Regionalstraße 247 von Asphalt zu Schotter, bis sie in La Pavona mitten im Dschungel plötzlich ganz endet.

Von hier aus geht es nur noch per Boot weiter. Kleine Fähren verkehren im Linienverkehr über den Rio La Suerte bis nach Tortuguero. Denn Tortuguero wäre auch ohne die Schildkröten ein besonderer Ort: Er liegt im Flussdelta des Rio Sierpe und ist auf dem Landweg nicht erreichbar.

Die Region wird deshalb in Costa Rica auch gerne „das Amazonasgebiet Costa Ricas“ genannt.

Anreise nach Tortuguero

Nach Tortuguero kommt man nur mit den kleinen Propellermaschinen der beiden costa-ricanischen Inlands-Airlines Sansa und NatureAir oder eben per Boot. Für den günstigsten und bequemsten Weg steigt man in La Pavona auf die Fähren um.

In der Trockenzeit allerdings (März bis Mai) kann es vorkommen, dass der Fluss nicht genügend Wasser führt – da sollte man sich im Vorhinein erkundigen. Die Alternativroute führt über Caño Blanco an der Karibikküste südlich von Tortuguero.

La Pavona ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab San Jose erreichbar, es gibt aber auch einen bewachten Parkplatz (8$) für den Mietwagen.

Das Boot kostet 20$ pro Tour. Achtung: Offiziell darf man nicht mehr als 12,5 Kilo Gepäck mitnehmen. Hier hilft meine → Packliste für Costa Rica, die nur mit Handgepäck auskommt – auch, wenn das Gewicht nicht wirklich kontrolliert wird.

Dschungel Tour im Kajak

Kajak Expedition Tortuguero Costa Rica

Der Rio La Suerte schlängelt sich gemächlich und naturbelassen durch die Urwaldlandschaft, am Ufer sehen wir eine Menge Affen in den Bäumen herumturnen. Unter ihnen am Flussufer verharren Krokodile bewegungslos im flachen Wasser und lauern auf Beute.

Die Anreise ist schon ein guter Vorgeschmack auf unsere Abenteuer in Tortuguero. Denn abgesehen von der Schildkröten-Tour sind wir in Tortuguero nur auf dem Wasser unterwegs.

Höhepunkt ist unsere Tour mit Kajaks über die unzähligen Flussarme und Kanäle Tortugueros. Mit dem Kajak machen wir fast keine Geräusche und kommen so den Wildtieren im Tortuguero Nationalpark viel näher, als das mit dem Motorboot möglich wäre.

Tortuguero Nationalpark Tiere beobachten

Mit den Klammeraffen, Kapuzineraffen und den Brüllaffen bevölkern drei Affenarten den Tortuguero Nationalpark, wir sehen während unserer Kajak Tour durch den Park alle drei mehrmals. Laut unserem Guide Eddie brauchten wir dazu nicht sonderlich viel Glück: Die Affen sind hier einfach.

Außerdem sehen wir diverse Vogelarten und natürlich auch jede Menge Reptilien. Oftmals liest man, dass der Tortuguero Nationalpark der beste Ort in Costa Rica für Wildlife Touren und Tierbeobachtungen ist.

Für uns war es auch sehr gut, aber ich konnte im relativ unbekannten Corcovado Nationalpark im Südwesten Costa Ricas auf der Halbinsel Osa noch mehr Tiere beobachten (bald mehr dazu hier im Blog).

Unterkünfte und Tipps für Tortuguero:

Nationalpark Tortuguero Costa Rica Guide

  • Am besten macht man mehrere Ausflüge in den Dschungel. Beim ersten Mal sollte man auf jeden Fall einen Guide buchen (findet man im Dorf) – der zeigt einem, wo man die Tiere sieht und wie man sie erkennt. Beim nächsten Mal kann man auch auf eigene Faust lospaddeln.
  • Es gibt auch Touren mit dem Motorboot in den Urwald, Kajaks sind leider und deshalb deutlich sinnvoller. Außerdem fühlt es sich so nicht so nach „Massenabfertigung“ an – es gibt zu Hochzeiten schon viel Tourismus in Tortuguero.
  • Es lohnt sich, Zeit im Ort selber zu verbringen: Es gibt hier keinen Verkehr und keine Autos, jeder kennt jeden und herrscht eine typische Karibik-Atmosphäre. Im Ort gibt es auch einige gute Restaurants und Souvenierläden. Von einem der Straßenhändler sollte man sich eine Kokosnuss kaufen – ich habe mir (für das Karibik-Feeling) noch einen Schuss Rum in der Kokosnussmilch gegönnt.
  • Ich habe in Tortuguero in der noblen Pachira Lodge gewohnt – echt luxuriös! Günstigere Unterkünfte findet man im Ort selber. Dank der Lage haben die meisten Unterkünfte entweder einen Blick auf das Meer oder auf die Flüsse!


Planst du eine Reise nach Tortuguero? Ich freue mich über deine Fragen!
Du warst selber im Nationalpark Tortuguero unterwegs? Wie hast du es dort erlebt?
Dafür gibt’s die Kommentare 🙂

Tortuguero Nationalpark Eidechse

Timo Peters
Timo Petershttps://www.bruderleichtfuss.com
Timo Peters ist der Gründer und Chefabenteurer bei bruderleichtfuss.com. Ich verbringe meine meiste Zeit auf Reisen und stehe auf Abenteuer aller Art. Ich bin gerne in der Natur unterwegs: Zu Land wandere ich mit meinem Zelt durch die Wildnis, zur See gerne auf Segelbooten. Außerdem habe ich eine Leidenschaft für Reisen per Anhalter. Hier findest du mehr Infos über mich und diesen Blog.

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1 comment

  1. Toller Artikel! Ich stimme Dir voll & ganz zu – es ist ein unfassbar faszinierender Ort, mitten im Dschungel. Dieser ganz besonderen karibischen Pura-Vida-Vibe & die Schönheit der tropischen Natur hat mich vom Hocker gehaut.

    Wir haben den NP mit Kanu+Guide erkundet, was wohl das ruhigste Gefährt auf dem Wasser ist & sich super zum Fotografieren eignet.

    Sehr zu empfehlen ist auch noch der kurze Hike auf den 119m hohen Cerro Tortuguero. Von dort aus hat man einen fantastischen Ausblick über die karibische Küste, den dschungeligen Nationalpark, die Flüsse und die beiden Orte Tortuguero & San Francisco.

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