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Wieso ich nicht in Zoos und Delfinarien gehe

Warum ich nicht in Zoos und Delfinarien gehe

Stell dir vor, es ist ein warmer Sonntag Nachmittag und du bist mit deinen Freunden oder deiner Familie im Zoo. Du kommst gerade vom Giraffengehege – toll, solche Tiere bei dir um die Ecke „live“ erleben kannst – schlenderst an der Eisbärenlandschaft vorbei und freust dich auf den Höhepunkt deines Besuchs: Die Delfinshow, bei deren Abschluss du mit ein bisschen Glück sogar den Bauchklatscher eines Killerwals erleben darfst!

Sei bloß vorsichtig, deine Kamera könnte nass werden, so nah darfst du an das Becken heran! Was für ein perfektes Sonntagsprogramm!

Okay, genug. STOP!

Hast du dich gesehnt nach deinem nächsten Sommertag im Tierpark? Wenn ja, dann kannst du hier gleich aufhören, zu lesen. Komme bitte auch nicht wieder. Tu mir den Gefallen, und bestelle auch meinen Newsletter ab, entfolge mir bei Twitter und drücke den „Gefällt mir nicht mehr“-Button bei Facebook. Ich habe keine Lust, für Leute zu schreiben, die systematische Tierquälerei unterstützen.

Wenn du jetzt nachdenklich wirst, darfst du aber weiter lesen.

Sorry, aber Zoos, Delfinarien und Tierparks sind für mich Orte der Tierquälerei, und Orte aus einer längst vergangenen Zeit. Eine Zeit, in der es vollkommen in Ordnung war, Tiere gewaltsam aus ihrer natürlichen Umgebung  zu entfernen und in Gehege einzusperren, nur damit wir Menschen uns an ihnen ergötzen können.

Um das Jahr 1900 dürfte das gewesen sein. Übrigens zu einer Zeit, als auch Kleinwüchsige in Zirkussen vorgeführt wurden.

Warum geht da noch jemand hin?

Ich spiele schon seit längerem mit dem Gedanken, einen Beitrag zu diesem Thema zu schreiben. Im letzten Spätsommer/ Herbst habe ich einige Blogbeiträge von befreundeten Reisebloggern gelesen, deren unreflektierte Besuche in den den Mega-Zoos dieser Welt mich ehrlich gesagt erschrocken haben.

Ich schrieb Kommentare unter die Berichte und musste mich zügeln, dass ich nicht ausfallend werde. Mich macht das echt wütend! Als ich vor ein paar Tagen diese Nachricht entdeckte: „TUI verzichtet auf Reisen zu Delfin- und Orca-Shows“, erinnerte mich das daran, dass ich mir da nochmal was von der Seele schreiben wollte.

Kurze Zeit später stieß ich auf einen anderen Artikel zu diesem Thema: „Angst vor Inzucht: Zoo Kopenhagen tötet gesunde Giraffe“. Die Tötung des kerngesunden Giraffenbullens „Marius“ sorgte auch unter Zoo-Fans für einen Aufschrei.

Ursache dafür war aber vor allem, dass der Zoo in Kopenhagen wenigstens so ehrlich war, die ganze Geschichte sehr öffentlich durchzuziehen: Vor den Augen der Besucher wurde das Tier, das eigentlich in der afrikanischen Savanne zu Hause ist, mit dem Bolzenschussgerät getötet, zerlegt und an die Löwen im Gehege nebenan verfüttert.

Diese kleine Anekdote zeigt meiner Meinung nach, wie krank und widersinnig dieses Zoogeschäft ist. Jedoch kursieren unter Fans auch Argumente, die für Zoos, Tierparks und Delfinarien sprechen, zum Beispiel:

  • moderne Zoos legen großen Wert auf artgerechte Haltung
  • sie dienen der Forschung
  • sie vermitteln vor allem Kindern ein Gefühl für die schützenswerte Tierwelt
  • sie dienen der Arterhaltung

Diese Argumente sind einfach zu widerlegen:

Die Mär von der artgerechten Haltung

  • Zoos und Tierparks tun viel, um dem Besucher eine artgerechte Haltung vor zu gaukeln: Wo früher Gitterstäbe waren, finden sich heute Gräben und Scheiben aus Panzerglas, Fliesen und Kacheln werden durch künstliche Felsen und gemalte Dschungellandschaften ersetzt, Rindenmulch auf den Besucherwegen vermittelt das Gefühl sich in freier Natur zu bewegen.De facto ist es aber bei etlichen Tieren unmöglich, sie artgerecht in einem Zoo zu halten. Besonders gilt das bei den Hauptattraktionen: Löwen leben beispielsweise in freier Wildbahn in Rudeln, deren Reviere zwischen 20 und 400 Quadratkilometer groß sind – das schafft kein Zoo der Welt. Genauso kann kein künstliches Becken der Welt den Delfinen, Orcas und Walen einen Lebenraum bieten, der ein natürliches Sozial- und Jagdverhalten ermöglicht.
  • Erforschung von Tierarten ist nicht an Zoos gebunden, im Gegenteil: Eine echte Forschung ist nur im natürlichen Lebensraum von Tieren möglich und aussagekräftig.
  • Ein Zoo kann Kindern (und Erwachsenen) nur eine Scheinwelt präsentieren. Der imposante Anblick einer Elefantenherde, eines Tigers im indischen Dschungel oder einer Delfinschule im Ozean ist nicht durch einen Zoobesuch zu ersetzen. Tiere, die in Gefangenschaft gehalten werden, entwickeln untypische Verhaltensweisen – damit vermitteln Zoos ein völlig falsches Bild von ihren „Insassen“.
  • Das Argument, dass Zoos dabei helfen können, geschützte Arten zu erhalten, zeigt wie vermessen der Mensch doch ist: Es gibt auf der Welt ungefähr 10.000 bedrohte Tierarten, von denen kaum alle gerettet werden können. Der Zoodirektor hat nur ein Kriterium, in die Erhaltung welcher Tierart er investieren möchte: Die Attraktivität der Tierart.Meinen wir Menschen also, einige Tiere retten zu müssen, nur weil wir sie „niedlich“ oder „lustig“ finden? Was passiert mit den Tieren, die von den Zoobesuchern als „ekelig“ oder „hässlich“ empfunden werden?
  • Der Fall der Giraffe „Marius“ aus Kopenhagen zeigt ein weiteres Problem bei der Nachzucht von wilden Tieren: Es besteht ein riesiges Inzucht-Risiko, weshalb regelmäßig Tiere getötet werden müssen. Marius wurde nur durch die Tatsache berühmt, dass wir Giraffen als „schöne“ und „sanfte“ Tiere empfinden.Inzucht lässt sich nur durch die Tötung von einzelnen Tieren vermeiden – es sei denn, die Tiere lassen sich mit Hormonen so behandeln, dass ihr Sexualtrieb gehemmt wird. Viele Tiere verlieren den in Gefangenschaft aber auch von ganz allein und können nur durch künstliche Befruchtungen vermehrt werden.
  • Und dann gibt es eine Menge Tierarten, die können gar nicht in Gefangenschaft gezüchtet werden. Delfine, vielleicht meine persönlichen Lieblingstiere, gehören dazu. So müssen diese Tiere in in der freien Wildbahn gefangen werden.Derzeit findet in Taiji in Japan das „traditionelle“ Delfinschlachten statt – bei dieser Gelegenheit werden die „schönsten“ Expemplare verschont. Sie werden in die Vergnügungsstätten auf Teneriffa und in Florida weiter transportiert und dürfen dort in Schwimmbecken den Rest ihres Lebens als Attraktion für naive Touristen fristen. Ein einzelner Delfin kostet übrigens ungefähr 150.000 Dollar – das muss er erst mal wieder einspielen.

Wer wilde Tiere will, muss in die Wildnis!

Das Schöne daran: Dort ist es auch viel besser! Wenn eine Tiersichtung nicht garantiert ist, sondern ein riesiges Glück, dann fühlt sich das auch so an – atemberaubend und eindrucksvoll!

Dann muss man sich allerdings auf echte Abenteuer einlassen und seine Heimatstadt mal verlassen: Ich hatte vor kurzem zum Beispiel die Gelegenheit, Schildkröten in Costa Rica zu beobachten. Ute von dem tollen Reiseblog „Bravebird“ durfte aus dem Chitan’s National Park in Nepal berichten und brachte dabei tolle Fotos von Nashörnern und Elfanten mit.

Marianna vom „Weltenbummlermag“ hat Namibia erkundet und dabei Krokodile, Giraffen und Nashörner gesichtet. Allerdings wurde sie auch fast von einem Warzenschwein angegriffen. Caroline von „ShavetheWales“ konnte in Thailand sogar eine Art Brieffreundschaft zu einem Elefanten aufbauen.

Ich selber freue mich jedes Mal wie ein kleiner Junge, wenn ich an Bord eines Segelboots Delfine sichte, was ungleich einfacher ist. In Norwegen durfte ich vor kurzem auf einer Wanderung einen Elch in freier Wildbahn erleben – WOW! (Auch, wenn er vor mir weglief).

Elch in Norwegen

Bitte, tu mir den Gefallen und überdenke deinen nächsten Besuch im Delfinarium oder im Zoo nochmal. Um dich zu überzeugen, habe ich hier noch ein paar hilfreiche Links:

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