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Per Anhalter durch Spanien

Per Anhalter durch Spanien

Nach ein par Tagen auf Achse ist es mal wieder so weit, ich muss Euch auf den neuesten Stand bringen. So viel vorweg: Ich melde mich aus Madrid, und der  Weg aus dem  Norden Spaniens  hierher hielt wieder einige Abenteuer für mich bereit. Per Anhalter fahren ist einfach das Größte!

Am Mittwoch bin ich in San Sebastian los, leider habe ich, wie so oft, auch im „richtigen Leben“ (welches mag jetzt das „Richtige“ sein…?), verschlafen, und bin erst gegen Mittag am Autobahnzubringer San Sebastians angekommen. Dort stand ich dann erst mal. Einige Stunden strichen ins Land, und es passierte erst mal gar  nichts. Ich beschäftigte mich damit, die Leitplanke mit  meinem Namen, dem Datum, und einem „Hitchhikers never give up“, zu markieren.

Ein verrückter Opi und der schlechteste Schlafplatz der Welt

Einige Male wechselte ich meinen Spot, bis ich dann erst gegen Abend meine erste Mitfahrgelegenheit fand. Jon, ein lieber, spanischer Opi, wirkte ein wenig durchgeknallt und versuchte die ganze Zeit, mich zu irgendeiner altruistischen Religion, von der ich bislang noch nie was gehört hatte, zu bekehren. Er brachte mich ein Stückchen weiter die Autobahn in Richtung Süden.

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Am seinem Ziel angekommen bestand er darauf, mir mittels erhobener Hand und ganz viel Konzentration Energie zu übertragen – Naja, schaden kann’s ja nicht, dachte ich mir.  Zum Dank brachte er mich noch ein bisschen weiter und machte sich mit  mir auf die Suche nach einem guten Standort für mich.

Jon verlor dann leider die Geduld,  so setzte er mich an einem Autobahnzubringer auf die Straße, den an diesem  Tag noch zwei Autos nutzen sollten. Obendrein regnete es plötzlich wie aus Eimern und ich war trotz Energieübertragung etwas am kränkeln. Also blieb mir nichts anderes übrig, als dort erst mal direkt an der Autobahn mein Zelt aufzubauen, um nicht völlig durch zu nässen.

Ich habe dort noch eine Aspirintablette genommen und dann gut geschlafen. Erstaunlich bei dem Krach, direkt an der Autobahn, aber so hat mein  tiefer Schlaf auch seine Vorteile. Bin erst um zehn Uhr morgens wach geworden, mir ging es wieder gut und auch der Regen hatte aufgehört.

Trampen auf dem Standstreifen der Autobahn

Nur mein Tramp-Spot war noch immer mehr als schlecht, am Zubringer hätte ich glaube ich weiterhin Autos mit den Fingern zählen koennen, ein Ort war nicht in Sichtweite. Also habe ich mich einfach direkt auf den Standstreifen der  Autobahn gestellt. Kinder, macht das nicht nach, das ist saugefährlich und fühlt sich auch so an!

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Aber vielleicht erregte das auch Mitleid, so das ich schnell von einem ganz normalen Typen mitgenommen wurde, der im Mietwagen unterwegs war. Mitnehmen konnte er mich bis in die Nähe von Pamplona. Nicht ganz mein Weg, aber ich wäre von hier aus wahrscheinlich überall hin gefahren – Hauptsache weg!

Dort stand ich an einer Tankstelle, wieder ziemlich lange, der Tankwart erzählte mir, dass das Reisen per Anhalter in Spanien nicht wirklich üblich ist. Aber dieses Gerede muss man sich über fast jedes Land anhören, und bis hierher bin ich ja ganz gut gekommen. Und außerdem:

Hitchhikers never give up!

Irgendwann hielt ein Typ in einem Smart an, der aber nicht in meine Richtung unterwegs war. Also Danke, Tschüß und gute Fahrt! Oder doch nicht? Fünf Minuten hielt derselbe Typ nochmal an und bot mir folgendes an: Er hätte kein Geld und keine Klamotten bei sich, nur das, was er anhat, sei aber von seiner Frau abgehauen und wolle nie wieder zurück.

Auf der Flucht vor der Ehefrau

Ob ich ihm ein par Klamotten geben könnte, wenn er im Gegenzug dafür umdreht, und mich ein Stück in meine Richtung bringt. Ich fand das etwas abgefahren, wollte aber unbedingt endlich weiterkommen und gab ihm ein T-Shirt von mir. Verrückte Sache, aber es hat geklappt. Seine Geschichte durfte ich mir dann auch noch anhören, ziemlich verrückt alles, und im Grunde genommen ganz schön unglaubwürdig.

Wie auch immer, in Vitoria wechselte ich den Wagen zu zwei netten Jungs in meinem Alter, die mich zu einem „Centro Logistiko“ brachten, ein Platz, wo LKW-Fahrer parken, schlafen, duschen etc können – perfekt! Allerdings war es  schon wieder spät, und es war nicht viel los. Ich musste mich damit also abfinden, das an dem Tag wohl wieder  nichts mehr klappen sollte.

Ein Schlafplatz in der Waschanlage

Zwei Tage, und ich war noch keine 150 Kilometer weit gekommen, das ist nicht wirklich befriedigend. Aber gut, so schnell lasse ich mich ja nich aus der Ruhe bringen. Leider gab es in der Gegend nur wüstenartige Flächen  mit spitzen Steinen, hier konnte ich unmöglich zelten, das hätte mein Zelt nicht mit gemacht.

Zum Glück hatte ich mich auch hier mit dem Tankwart (Ignacio, 57, zwei Töchter in meinem Alter)  angefreundet. Er verriet mir, das hier nachts, wenn geschlossen ist, kein Sicherheitsdienst die Tankstelle kontrolliert, und das auch sonst nicht viel los ist. So konnte ich mir beruhigt mit ein par Kartons,  die meine Isomatte unterstützten,  ein schönes Bett unter dem  Dach der Waschanlage bauen. Ich fühlte mich so richtig frei, sprich glücklich, und habe – sehr gut geschlafen 🙂

Am nächsten Tag gings dann endlich weiter mit dem LKW, so schafft man Kilometer. Gleich der erste Fahrer, den ich um sechs Uhr morgens ansprach, nahm mich mit nach Burgos. Dort dann meine erste Berührung mit dem Jakobsweg: Lauter Menschen, offensichtlich auf der Flucht vor ihrer Midlife-Crises mit albernen Wanderstoecken auf den Spuren von Hape Kerkeling. Sie grüßten mich freundlich und lachten über mein Schild.

Das fand ich nervig und war froh, beim nächsten Trucker im Cockpit zu sitzen. Zidrunas hiess er, kam aus Litauen, lebt aber in Spanien und hatte ein dementsprechend gutes Spanisch. Wir waren absolut auf einer Wellenlänge, haben die ganze Zeit über Gott und die Welt gesprochen, und fanden es beide Schade, dass wir uns in Madrid trennen mussten.

Gluthitze in Madrid

Madrid hat ein absolut unüberschaubares Autobahnnetz, ich stand mitten in einem Industriegebiet und es war  vor allem eines: unglaublich heiß. Ich habe noch eine Stunde ausgehalten, hatte in dieser, einen Stunde drei Liter Wasser getrunken und mein  Kopf dröhnte, an der Autobahn gibt es ja auch wenig Schatten. Um genau zu sein: Hier gab es überhaupt gar keinen Schatten.

Das reichte mir dann,  ich gab auf. Einige von Euch wissen, dass mir Hitze eigentlich nicht viel anhaben kann, aber das war zu viel. Ich habe überlegt, ob ich schon mal an einem so heißen Ort war. Lima war sehr heiß, aber wenigstens am Meer, das macht es besser aushaltbar. Und die Wüste Negev natürlich, aber die hat keinen Betonboden, der die Sonnenstrahlen auch noch speichert und reflektiert.

Also suchte ich mir die nächste Metrostation und ab ins Centro von Madrid, wo ich mir ein Hostel gönnte, nach drei Tagen ohne Bett und Dusche. Doch hier ist die sprichwörtliche Hölle los: Weltjugendtag der katholischen Kirche, der Papst ist hier. Also wars ziemlich schwierig, ein freies Bett zu finden, aber ich habe Glück gehabt. Zwar relativ teuer, aber bezahlbar.

Nochmal stelle ich mich hier bei der Hitze nicht an die Autobahn, nach ein paar Stunden warten auf die nächste Mitfahrgelegenheit würde glaube ich jeder zusammenklappen. Und soviel Wasser, wie man bräuchte, kann ich nicht tragen. Also habe  ich soeben 20,30 Euro für ein Busticket nach Sevilla ausgegeben, in vier Stunden geht’s los!

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