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Mein neues Leben: Das Haus am Fjord

Ausblick Stongfjord Fenster Winter
Vor meinem Bürofenster zeichnen sich die Silhouetten der Inseln Atløyna und Raudøyna ab, während hinter ihnen die Sonne untergeht und den Stongfjord orange-rot leuchten lässt. Nur die schmale Dorfstraße liegt zwischen dem weißen Holzhaus, in dem mein Büro liegt, und der Fjordspitze.

Die Straße wird nur selten befahren, sie hat keinen Namen und das Haus hat keine Nummer. Hier in Stongfjorden gibt es nur einige Dutzend Häuser, knapp 200 Menschen leben hier.

Seit ein paar Wochen bin ich einer von ihnen. Ich bleibe hier. Mietdauer: Unbefristet!

Marina Stongfjorden Fjord

Ferienhäuser und die Marina von Stongfjorden

Ich muss mir das auf der Zunge zergehen lassen: Ich wohne in einem kleinen Holzhäuschen an einem kleinen Fjord in einem kleinen Dörfchen im Westen Norwegens! Fast jedes Wort in diesem Satz hört sich noch ein bisschen unwirklich an für mich.

Schon die ersten beiden Worte haben es in sich: Ich wohne!

Mehr zum Thema: Norwegen & Auswandern

Mehr über mein → Leben im Haus am Fjord erfährst du hier.

Das Wichtigste für Auswanderer: Die Sprache! Hier findest du meine → Erfahrungen und Tipps zum Norwegisch Lernen.

Hier gibt’s alle meine → Berichte aus Norwegen.

Seit fast vier Jahren hatte ich kein echtes Zuhause mehr. Auf Reisen wohnte ich auf Segelbooten, im Zelt oder in Hostels. Die Zeit zwischen den Reisen habe ich immer überbrückt: Ich verbrachte sie meist als Zwischenmieter in kleinen Wohnungen, Apartments und WG-Zimmern auf der ganzen Welt.

Das viele Reisen war dabei nicht das Problem: Ich habe eine Menge spannender Menschen mit ihren unterschiedlichsten Lebensentwürfen kennen gelernt und eine Menge verrückter Geschichten erlebt. Auf Reisen lauern an jeder Ecke neue Denkanstöße und Ideen, überall findet sich Inspirierendes.

Diesen Teil des Nomaden-Lebens liebe ich und möchte ihn nicht missen.

Das Problem waren die Zeiten, zu denen ich nicht unterwegs war. Ich hatte nach meinen Reisen nie das Gefühl, „zurück“ oder gar „nach Hause“ zu kommen. Selbst, wenn ich mir in meiner Heimatstadt Hamburg was gemietet hatte, fühlte sich das an wie ein weiterer neuer Ort: Wo finde ich in dieser Küche eine Pfanne, wo ist der nächste Supermarkt, wann fährt der Bus?

Ich musste mich jedes Mal neu einleben und hatte selbst zwischen meinen Reise-Abenteuern keine Routinen. Jedes mal verstrich viel zu viel Zeit, bis ich vernünftig arbeiten und entspannt meinem Privatleben nachgehen kann.

Das weiße Haus ist mein neues Zuhause

Das ist jetzt anders: Ich habe eine Küche, in der ich mich auskenne und sogar ein richtiges Büro. Mit großem Schreibtisch (mit Ausblick 😉 ) und einer Pinnwand darüber. Es fühlt sich tierisch ungewohnt an, abends meinen Laptop einfach stehen zu lassen, die Kamera noch angeschlossen und mein Notizbuch daneben. Und es fühlt sich gut an.

Wieso ausgerechnet dieser Ort am Ende der Welt?

Schon in den letzten Jahren war ich ja sehr viel in Norwegen, in Bergen verbrachte ich mehrere Zwischenmiet-Perioden in verschiedenen Wohnungen.

Wie die meisten von euch wissen, habe ich mich in Norwegen verliebt, und zwar im doppelten Wortsinne. Also habe ich gleich zwei gute Gründe, die für Norwegen sprechen.

Bei der Frage „Stadt oder Land“ gab es für mich nicht viel zu überlegen. Nach fast zehn Jahren mitten in der Millionenstadt Hamburg wollte ich mal was anderes: Ruhe. Platz. Freiheit, das zu tun, was ich will.

Ein richtiger Arbeitsplatz!

Laut Musik hören und vielleicht auch mal abends um zehn die Kreissäge anzuschmeißen, ohne, dass sich Nachbarn beschweren.

Außerdem bietet sich für mich das vielleicht schönste Land der Welt einfach mehr dafür an, auf dem Dorf zu leben. Wenn es eine Metropole sein sollte, wären ich sicherlich in Hamburg oder Berlin besser aufgehoben als in Bergen oder Oslo, die nur einen Bruchteil der Bevölkerung haben.

Außerdem mag ich keine halben Sachen. Ganz oder gar nicht!

Also dieses kleine Dörfchen an der norwegischen Küste. Hier in Stongfjorden habe ich alles, was das Dorfleben ausmacht: 200 Meter von meinem Haus entfernt gibt es eine Kneipe, die ein Teil des kleinen Supermarktes ist und immer dann aufmacht, wenn es was zu feiern gibt. Oder wenn man hier länger nicht gefeiert hat.

Der „Eingang“ zum Stongfjord

Wenn ich durch das Dorf laufe, muss ich häufiger mal schmunzeln, wo ich hier schon wieder gelandet bin: Es sieht echt fast kitischig aus hier: Der kleine Fjord schlängelt sich vorbei an den Inseln raus auf die Nordsee, er ist gesäumt von steilen Berghängen, deren Gipfel jetzt im Winter von Schnee gekrönt sind.

Aus den Schornsteinen der bunten Holzhäuser steigt der Rauch der Holzöfen, mit denen man hier heizt. Für meinen Ofen habe ich in den letzten Wochen eine Menge Feuerholz geschlagen – ihr könnt euch vorstellen, wieviel Spaß ich mit einer Kettensäge im Wald habe 😉

Kettensäge!

Und unten im Keller gibt’s eine kleine Werkstatt, in der ich mich austoben kann. Am Strand vor der Haustür habe ich schon ein bisschen Strandgut eingesammelt, das ich (irgendwie?) zu Wohnungseinrichtung umfunktionieren möchte. Schließlich bin ich hier nach meinem Nomadenleben der letzten Jahre nur mit zwei Rucksäcken eingezogen.

Meine Wanderungen kann ich jetzt also direkt vor meiner Haustür starten. Nebenbei höre ich mich gerade nach einem Boot um, vielleicht wird es auch ein Kajak oder ein Floß – aber irgendwas Schwimmbares brauche ich zum Frühling, um den Fjord von der Wasserseite aus zu erkunden. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

Trotz all dieser „Häuslichkeit“ muss sich übrigens keiner Sorgen machen, dass ich jetzt weniger reise: Der Flughafen von Bergen wird mein neues Drehkreuz, er liegt etwa zwei Fährstunden von hier entfernt. Meine größeren Abenteuer starten jetzt eben von dort, statt von Hamburg, Berlin, Frankfurt oder sonstwo.

Und wenn ein Abenteuer vorbei ist, werde ich nach Hause kommen.

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