Abschiedsparty, Adventsbasteln, Ablegen!

Die Dezembersonne von Fuerteventura knallte vom Himmel und die müden Schreie einiger Möven waren das einzige Geräusch, was im verschlafenen Gran Tarajal zu hören war. Die letzten, wichtigen Vorbereitungen an der „Libertalia“ für die große Fahrt waren erledigt, am diesem lauen Freitagnachmittag vor dem vierten Advent kümmerten wir uns nur noch um den letzten Schliff.

Während Phil unserem neuen Crewmitglied Cecilia, eine 23jährige Norwegerin aus Bergen, einen Crashkurs im Segeln gab…

Mitsegler Unterricht Atlantiküberquerung

…beschäftigten Kyle und ich uns mit dem Schweißbrenner und einem leeren Fünfzig-Liter-Bierfass. Ziel ist es, daraus einen Bordgrill für den ganzen Fisch, den wir auf der Überfahrt hoffentlich fangen werden, zu basteln.

Immer wieder kommen die Kapitäne unserer Nachbarboote vorbei und fragen skeptisch, ob wir rechtzeitig fertig würden zum Abschiedsgrillen am Abend, zu dem wir sie eingeladen hatten.

Bierfass Grill bauen

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Pünktlich zum täglich spektakulären Sonnenuntergang wurden wir fertig und die Abschiedsfeier mit unseren Nachbarn ein voller Erfolg. Angelexpertin April, die mit ihrem Ehemann um die Welt segelt, hatte jede Menge frischen Fisch dabei, den wir auf unserem neuen Grill verarbeiteten.

Dazu gab es, als kleinen Ausblick auf die Zukunft, brasilianische Sambaklänge aus dem Bordradio und natürlich die ein oder andere Dose Bier. Highlight war der Oktopus, der direkt von den lokalen Fischern kam und ebenfalls auf unserm Bierfass-Grill landete.

Bierfass Grill Segelboot

Jetzt haben wir Sonntagabend, wir haben den vierten Advent hinter uns, morgen ist Heiligabend und unsere Bescherung wird ziemlich früh ausfallen: schon am Nachmittag wollen wir die Leinen los machen und starten in unser großes Abenteuer auf dem Atlantischen Ozean. Gerade im Moment erleben wir schon einmal einen Vorgeschmack auf kommende gemeinsame Stunden im Salon der „Libertalia“.

Während ich diesen Artikel tippe, basteln Kyle und Phil an den Ködern für unsere großen Fänge während der Überfahrt. Cecilia trainiert derweil ihre Strick-Fähigkeiten, es fällt kaum ein Wort zwischen uns, jeder träumt wohl seine eigenen Träume von dem, was uns bevor steht.

Untermalt wird dieses traute, fast weihnachtliche Zusammensein von Jazzklängen von Miles Davis und für mich könnte die Welt im Moment kaum schöner sein.

Basteln Segelboot

Nach dem Ablegen liegen etwa 900 Seemeilen vor uns, auf dem Weg nach Sao Vicente, einer der Kapverdischen Inseln. Die Windprognosen sagen, dass wir zunächst, also nachmittags und nachts, mit recht wenig Wind zu rechnen haben.

Das ist uns ganz recht: So können wir uns einerseits an das Meer, das Boot und seine Bewegungen gewöhnen, andererseits wird es wohl möglich sein, am Heiligen Abend lecker zu kochen und etwas besinnlich zu werden.

Mit der Ankunft auf Sao Vicente rechnen wir am Neujahrstag, also sieht es echt danach aus, dass meine Hoffnungen war werden und ich sowohl Weihnachten, als auch den Jahreswechsel, weit draußen auf dem Ozean verbringen werde.

→ Hier geht’s weiter: Ein wilder Ritt über den Ozean und viel Bruch!

Klarmachen für das große Abenteuer

Die Spring und Bugleinen der „Libertalia“ krächzen im Moment Tag und Nacht, als würden sie jeden Moment reißen. Die 46 Fuß lange Stahlketch zerrt kräftig an den Tauen, die sie noch immer am Dock des Hafens von Gran Tarajal festhalten: vielleicht geht es ihr so wie ihrer Crew und sie möchte endlich aufbrechen in Richtung Südwesten, Kapverdische Inseln und dann weiter nach Recife in Brasilien.

Doch wie für jeden von uns an Bord ist es auch für die „Libertalia“ die erste Überquerung eines Ozeans und deswegen musste noch einiges passieren in den letzten Tagen, um das Boot und auch uns vor zu bereiten für den großen Schlag.

Atlantiküberquerung Vorbereitung Fuerteventura

Das neue, gebrauchte Spinakkersegel wies einige Risse auf, und der Amerikaner Kyle, der nur wenige Tage nach mir an Bord kam, bewies weitaus größeres Talent und auch größere Ausdauer beim Flicken des Segels als ich.

Also kümmerte ich mich um die Installation eines neuen Waschbeckens mit zwei Wasserhähnen, einem für Seewasser aus dem Ozean und einem für Süßwasser aus unserem 400-Liter-Tank. Vor allem der neue Salzwasseranschluss soll uns helfen, das so kostbare Süßwasser zu sparen: Wir werden ihn zum Putzen und Abwaschen benutzen, aber auch zum Kochen und Duschen.

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Kapitän Phil war während dessen mit allerlei noch wichtigerem Kram beschäftigt: Alte Solarzellen mussten repariert werden, Neue installiert, der kaputte Außenborder unseres Beiboots musste unbedingt wieder gangbar gemacht werden: In Brasilien gibt viel weniger Bootshäfen als in Europa, weswegen wir viel vor Anker liegen werden. Da ist dann ein Beiboot die einzige Verbindung zum Land und ein Motor dafür wirklich eine schöne Sache.

Segel flicken Fuerteventura

Mir drückte der Kapitän zudem noch den Job des Proviantmeisters auf die Nase. Gar nicht so einfach, eine Einkaufsliste für vier Personen und vier Wochen zu schreiben, gerade für jemanden, der wie ich gewöhnt ist, für jede Mahlzeit einzeln ein zu kaufen.

Viele Supermärkte gibt’s ja nicht auf dem Ozean, wo wir mal eben ein bisschen Salz nachkaufen können, und wenig nette Nachbarn, die man um eine Rolle Klopapier bitten könnte… Ich bin noch dabei, die Liste fertig zu stellen, vielleicht schaffe ich es ja irgendwann, sie hier zu veröffentlichen, um anderen Seglern diese Arbeit ein wenig zu erleichtern…

Achja: Nebenbei geht es auch immer ein bisschen um unser eigentliches Hobby, das Segeln. Der dicke Schinken „Segelrouten der Weltmeere“ von Jimmy Cornell liegt immer auf dem Tisch, zwischendurch surfen wir im Internet und durchforsten, wie ich es ja schon gewohnt bin, die Hafenkneipen, auf der Suche nach der optimalen Route. Wo wollen wir den Äquator überqueren, wie vermeiden wir tropische Gewitter und, vor allem, wie halten wir den Aufenthalt im Kalmengürtel, der meist absolut windstillen Zone um den Äquator?

In einer unserer Kneipen sind wir übrigens auf unsere größte Hilfe gestoßen: „Crazy Peter“ wird so genannt, weil er seit sieben Wochen in der Bucht vor Gran Tarajal auf seinem Boot vor Anker liegt. Bei Ostwind und beachtlicher Wellenhöhe ist das alles andere als gemütlich.

Peter Refit Fuerteventura

Aber der Engländer hat auf seinem Boot mit dem schönen Namen „Scandaliser“ in den letzten zehn Jahren über 120.000 Seemeilen besegelt, also rechnerisch die Welt fünf Mal umrundet. Also war er es, der den alten Yamaha-Außenborder letztendlich zum Laufen gebracht hat, mir die meisten Tipps für die Proviantierung gegeben hat und uns immer wieder mit seinen Ideen entscheidend vorran gebracht hat.

Sein „Lohn“ bestand übrigens, wie durchaus üblich unter Seglern, in einer Packung mit 24 Dosen Tropical, dem lokalen, kanarischem Pils. Wobei davon die ein oder andere Dose auch wieder zurück kam zu uns, Peter freut sich offensichtlich auch sehr über ein paar aufmerksame und dankbare Zuhörer bei seinen Seemannsgeschichten…

Heute wird das letzte Crewmitglied zu uns stoßen, eine junge Norwegerin. Danach brauchen wir nur noch die eine Batterie für den Anlaßer des Schiffsdiesels, auf die wir sehnsüchtig warten. Phil hat der spanischen Post schon einige Male Druck gemacht, und es gibt im Moment Anzeichen dafür, dass sie, jetzt wirklich, jeden Tag ankommen könnte.

Sobald sie verbaut ist, werden wir ablegen und Richtung Äquator segeln. Am meisten freut sich dann wahrscheinlich die „Libertalia“, endlich befreit zu sein von ihren Fesseln am Dock…

→ Wie die letzten Tage vor dem Ablegen aussahen, liest du hier.

Der Trekkingschuh Pacer Lo GTX von Clarks im Test

Seit einem Monat stecken meine Füße nun im Pacer Lo GTX von Clarks. Sie hatten bei meinem Weg per Anhalter über den Atlantik nun schon die eine oder andere Prüfung zu überstehen. Jetzt hat der „Pacer“ auch den ultimativen Härtetest bei einer Wanderung über Vulkangesteinboden durch die Pinienwälder von Gran Canaria über sich ergehen lassen – Zeit für das Urteil von Bruder Leichtfuss!

Ich bin schon lange auf der Suche nach dem perfekten Schuh für meine Reisen. In meinem Rucksack kann und will ich keine drei Paar Schuhe mit mir herum schleppen, also ist wieder einmal die sprichwörtliche „Eier legende Woll-Milch-Sau“ gefragt. Denn meine Unternehmungen sind ja recht vielfältig, ebenso der Belag, auf dem ich unterwegs bin: Asphalt, wenn ich per Anhalter unterwegs bin, Waldboden oder felsiger Untergrund auf Wanderungen, Teakdecks von Segelbooten und zu allem Überfluss sollte der Schuh auch noch für die Tanzflächen der Metropolen taugen, auf die mich meist Couchsurfer führen.

Test bestanden: Der Pacer Lo GTX von Clarks.
Test bestanden: Der Pacer Lo GTX von Clarks.

Der „Pacer“ besteht komplett aus GoreTex-Material, ist also ziemlich wasserdicht, was ein guter Outdoorschuh auch unbedingt sein sollte. Bei meiner aktuellen Reise musste er das auf jeden Fall schon beweisen: Auf dem Segelboot zwischen Gibraltar und Lanzarote bekam er immer wieder dicke Ladungen Salzwasser ab, meine Füße blieben trocken und ich konnte mich über eine schöne Salzkruste auf den Schuhen freuen. Auch die Dämpfung, wichtiger Bestandteil bei Wanderungen auf Felsen, beim Trampen oder auch beim klassischen Sightseeing in Städten, stellt mich beim „Pacer“ zufrieden. Sie ist nicht so dick wie bei meinen richtigen Wanderstiefeln, aber das Gefühl von platt gelaufenen Füßen hatte ich bislang noch nicht.

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Die dünnere Dämpfung ist also ein Kompromiss, der dem Aussehen zugute kommt. Ich mag es gar nicht, wenn man mir in Städten auf dem ersten Blick mein „Tourist-Sein“ an den dicken Wanderstiefeln ansieht – beim Pacer passiert das nicht, er könnte auch ein ganz normaler Turnschuh sein. Auch in Bars oder Diskotheken ist das auf jeden Fall ein Bonuspunkt, auch die knalligen Farben gefallen mir.

Sicherlich werde ich in Zukunft auch weiterhin auf meine dicken Wandertreter zurück greifen, für Mehrtageswanderungen ist der Pacer sicherlich nicht  optimal: Die oben angesprochene Dämpfung, außerdem ist der Pacer ein reiner Halbschuh, was auf jeden Fall der Stabilität schadet. Aber: Ich habe seit fünf Wochen außer meinen Flipflops keinen anderen Schuh dabei, was ein wenig mutig war, da ich den Schuh erst einige Tage vor meiner Abreise bekommen hatte. Aber bislang kann ich sagen, dass sich das Risiko gelohnt hat.

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Das andere Gran Canaria: Wandern auf dem Pinar de Tamadaba

Randy, Kapitän der „Mystique“ und ich verstanden uns in den zehn Tagen, an denen ich an Bord war, wirklich gut. Wir hatten eine Menge Themen, vom Segeln zum Reisen über diverse Funsportarten bis hin zum guten, alten „Gott und die Welt“, oft waren wir uns einig.

Darüber hinaus ergänzten wir uns auch an Bord prima: Während Frühaufsteher die Wachschichten früh morgens antrat, übernahm ich Langschläfer die Schichten bis in den späten Abend. Randy sorgte für gutes Frühstück, ich kochte abends.

Deshalb beschließen wir einige Tage vor meiner Abreise nach Fuerteventura, noch einen gemeinsamen Ausflug auf „unserer“ Insel Gran Canaria zu unternehmen. Nach kurzer Recherche stand das Ziel fest: Im Nordwesten der Insel sollte es ein Naturschutzgebiet geben, das für die Kanaren recht untypische Landschaften bereithält: Pinienwälder in den Bergen, Wasserläufe und kleine Flüsse, die sich durch die Felsschluchten ziehen, dazu gute Wanderwege. Zum Wandern soll es also gehen – ein schönes Kontrastprogramm für uns Naturfreunde, die momentan eher an das Meer gewöhnt waren, als an Wälder und Berge.

Wandern auf Gran Canaria

Wandern Gran Canaria

Also mieteten wir uns von Rene, einem Deutschen Weltumsegler, der vor vier Jahren in Las Palmas hängengeblieben ist und seitdem mit seiner cubanischen, jüngeren Freundin auf seinem Boot im Yachthafen wohnt, ein altes Auto für wenig Geld und starteten unsere Tour.

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Eigentlich hatten wir uns überlegt, dass wir wohl kaum länger als eine Stunde brauchen würden, schließlich befanden wir uns auf einer Insel, die nun auch nicht so furchtbar groß ist. Doch diese Rechnung hatten wir ohne die engen, steilen Serpentinstraßen gemacht, die in das Gebirge fuhren. Auf genau diesen Straßen landeten wir nachdem wir etwa eine Viertelstunde auf der Küstenautobahn entlang gefahren waren und von dort aus auch den Teide auf Teneriffa, den mit 3000 Metern höchsten Berg der Kanarischen Inseln, sehen konnten.

Danach schraubten wir uns steil bergauf, kamen an winzigen Gebirgsdörfern vorbei und an tiefen Schluchten mit den ersten Flüssen. Randy fühlte sich an seine Heimat in Colarado mit den Rocky Mountains und dem Grand Canyon erinnert. Mit zunehmender Dauer der Fahrt quälte sich unser Seat, Baujahr 1993 immer mehr, Randy und ich fragten uns darüber hinaus, ob wir überhaupt auf dem richtigen Weg waren. Doch nach und nach entdeckten wir die ersten Bäume, dann mehr davon, bis wir wirklich plötzlich im Wald unterwegs waren.

Canyon Gran Canaria

Am frühen Nachmittag kamen wir in Artenara an, einem Bergdorf, das auf 1500 Höhenmetern liegt und wo schon vor Tausenden Jahren die kanarischen Ureinwohner lebten. Die wohnten damals in Felshöhlen, und an dieser Tradition hat sich bis heute wenig geändert: Auch die heutigen Bewohner des Dorfes leben in den alten Höhlen, auch wenn sie hübsche Fassaden vor die Eingänge gebaut haben und mittlerweile auch mit Strom und Wasser versorgt sind.

Wir versorgten uns nur mit einem stärkenden Eintopf und wanderten los zum nahen Pinar de Tamadaba, einen 1444 Meter hohen Gipfel, der auf einem Rundweg umwandert werden kann. Für eine komplette Umrundung fehlte uns jedoch nach der langen Anfahrt die Zeit, so dass wir einfach losm arschierten und immer wieder in kleine, kaum erkennbare Pfade einbogen und auf Entdeckungstour gingen.

Wir fanden immer wieder kleine Ruinen, zerfallene Hütten und wir phantasierten uns gemeinsam Szenarien zusammen, was hier passiert sein könnte. Immer wieder stießen wir auf kleine Bäche, die meistens in Rückhaltebecken mündeten. Gran Canaria hat sein eigenes Mikroklima, hier im Nordwesten regnet es am meisten und so wird von hier aus im Grunde die ganze Insel mit Frischwasser versorgt.

Lesetipp: Auf den Kanarischen Inseln gibt es mehr spannende Wandertouren. So war Sven vom schönen Outdoorblog „The Backpacker“ unterwegs auf Teneriffa – bestimmt interessiert Euch auch sein Bericht.

Die künstlichen Seen mit den Nadelbäumen im Hintergrund – irgendwie hätte ich diese Bilder auch in einem deutschen Mittlegebierge machen können. Auf Gran Canaria vermuten wohl die Wenigsten solche Landschaften, für uns war es eine willkommene Abwechslung und eine schöne Abschiedsunternehmung.

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In unserem klapprigen Auto von Rene fanden wir diesen Wanderführer für Gran Canaria. Wir haben ihn für diese Wanderung benutzt und einige Hintergrundinfos zu dem Bergdörfchen Artenara darin gefunden. Außerdem werden eine Menge andere Wanderungen auf Gran Canaria vorgestellt – wer also einen Wanderurlaub auf Gran Canaria plant: Mit diesem Wanderführer liegt man nicht verkehrt.

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Mit der „Libertalia“ gehts nach Brasilien!

Ich bin fündig geworden auf meiner Suche nach einem Boot, das mich über den Atlantik bringt! Am Ende dieser Woche nehme ich ausnahmsweise mal die Fähre von Gran Canaria nach Fuerteventura – mit gutem Grund: Dort werde ich meine Reise mit dem Segelschiff „Libertalia“ fortsetzen.

Zunächst geht es auf die Kapverdischen Inseln, im zweiten Schritt überqueren wir den Atlantik von dort aus nach Brasilien! Damit sieht es ganz danach aus, dass mein Traum tatsächlich war wird: Per Anhalter über den Atlantik!

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Einige besonders treue Leser werden beim Namen „Libertalia“ aufgehorcht haben und ich kann diejenigen bestätigen: Ja, das ist das Boot, auf dem ich vor anderthalb Jahren mein ersten Segelerfahrungen gesammelt habe.

Damals war ich per Anhalter in Westeuropa unterwegs, bin mehr oder weniger zufällig auf dieses Boot gestoßen und habe letztendlich fünf Wochen an Bord verbracht. Damals ist eigentlich die ganze Idee meines Atlantikprojektes entstanden.

Es gibt ein Wiedersehen zwischen Bruder Leichtfuss und der Libertalia

Natürlich wusste ich schon vor vor Beginn meiner Reise von den Brasilienplänen von Phil, dem deutschen Kapitän der Libertalia. Doch als ich mich bei ihm meldete, musste er mich enttäuschen: Seine Crew für den Transatlantiktörn stand schon fest, nur kurz vor meinem Anruf hätte er seine letzte freie Koje fest vergeben.

Jetzt hat sich bei Phils Crewplanungen spontan etwas geändert, und sein Ablegetermin rückt näher, so dass ich nachrücken konnte. Seine Zusage bewirkte bei mir das, was sonst nur eine übergroße Delfinschule bewirken kann: Herzklopfen und pure Freude!

Denn die Libertalia ist wirklich die perfekte Lösung für mich: Phil ist nicht nur ein verantwortungsbewußter Kapitän, in dessen Hände ich mein Leben blind legen würde. Was nicht selbstverständlich ist, es gibt genug Verrückte, die den Ozean ohne viel Erfahrung und gute Ausrüstung überqueren. Das mag zwar meist klappen, aber schlau ist das nicht und ist wahrscheinlich auch oft ziemlich unentspannt.

Etwa eine Woche vor Weihnachten wollen wir von Fuerteventura ablegen, zunächst mit Kurs auf die Kapverdischen Inseln. Das wird dann die letzte Station sein vor unserer Landung auf dem südamerikanischen Kontinent an der brasilianischen Küste. Eine auffregende Zeit liegt vor Bruder Leichtfuß: Fast 3000 Seemeilen über den zweitgrößten Ozean der Erde, Weihnachten, Silvester und Äquatortaufe auf See, die Überquerung von 22 Längengraden und 41 Breitengraden.

Danach wartetet mit Brasilien endlich auch ein neues Ziel darauf, von mir entdeckt zu werden! Meine Vorfreude ist unendlich groß!

Wie alles los ging und wie ich hierher kam, erfährst Du → hier!

Und hier geht mein Atlantikabenteuer weiter: Die Liberatalia auf Fuerteventura.

Prototyp eines Couchsurfers: Jules aus Gibraltar

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Die wunderbare Welt des Couchsurfings

Ich habe in den letzten Jahren eine Menge richtig cooler Menschen beim Couchsurfen kennen gelernt. Deshalb habe ich beschlossen, hier von Zeit zu Zeit ein paar Zeilen über diese Leute zu schreiben. Diese Idee schwirrte mir schon länger im Kopf herum, denn Couchsurfer sind meistens spannende Persönlichkeiten, die häufig weit gereist sind und viel von der Welt gesehen haben. Und eines sind sie immer: offen gegenüber Fremden und extrem gastfreundlich.

Couchsurfing.org ist eine unkommerzielle Plattform im Internet, auf der Schlafplätze für Reisende vermittelt werden. Ich biete zum Beispiel meine Couch Leuten an, die in Hamburg übernachten wollen, im Gegenzug übernachte ich auf Reisen immer mal wieder bei anderen Couchsurfern. Das Ganze ist komplett kostenlos und nicht an Gegenleistungen gebunden. Allerdings sollte man sich schon irgendwie für die Gastfreundschaft bedanken, oft passiert das, indem der Gast ein typisches Gericht aus seinem Heimatland kocht. Ich mache immer gerne ein Bauernfrühstück, weil es einfach ist, den meisten Leuten schmeckt und die Zutaten überall zu bekommen sind.

Jules habe ich in Gibraltar getroffen und er hat mich an diesen Plan erinnert, weil auf ihn genau diese Eigenschaften zutreffen, für mich verkörpert er geradezu die Idee des Couchsurfings. Ich habe seine Couch in Gibraltar auf meinem Weg per Anhalter über den Atlantik „angefragt“. Als ich bei ihm ankam, zeigte er mir seine Couch und lud mich dann direkt ein, mit zu einem Kumpel von ihm zu kommen. Dort wolle er kochen, ich sei doch bestimmt auch hungrig.

Nachdem ich ihm von meinem Plan, ein Segelboot finden zu wollen, berichtet hatte, meinte er nur: „Die Idee gefällt mir, du kannst solange bei mir wohnen, bis du eines gefunden hast!“. Das war eine enorme Hilfe für mich, weil die Unterkünfte in Gibraltar teuer sind, und ich keine Ahnung hatte, wie lange ich brauchen würde.

Couchsurfing-Host Jules mit Surfmagazin und Kumpel Tom auf - der Couch
Couchsurfing-Host Jules mit Surfmagazin und Kumpel Tom auf – der Couch

Jules ist dreißig Jahre alt und stolz darauf, in Gibraltar geboren zu sein. Gerade ist er dabei, den Betrieb seines Vaters, eine kleine Rederei mit kleineren Frachtschiffen, zu übernehmen. Deshalb arbeitet er sehr viel und hat nicht gerade viel Zeit, was eigentlich eine gute Entschuldigung wäre, gerade keinen Couchsurfer aufzunehmen.

Nicht für ihn: Außer mir wohnte auch noch sein Kumpel Tom auf der zweiten Couch in der winzigen Einzimmerwohnung, und das schon seit Wochen. „Ich bin eh nicht gern allein und außerdem mag ich es einfach, freundlich zu sein“, erklärte er. Jules war schon viel unterwegs auf der Welt, vor allem in Südostasien und in mehrmals in Indien, seine Souvenirs schmücken jede seiner vier Wände.

In den Tagen meines Besuchs in Gibraltar war Jules gerade dabei, alte Urlaubsvideos zusammen zu schneiden. Natürlich fragte ich ihn natürlich aus und so erzählte er diese kleine Anekdote. Einmal war mein Couchsurfing-Host zusammen mit einem Freund in Kambodscha mit dem Motorrad unterwegs.

Eigentlich gefiel ihm das ziemlich gut, nur eines störte ihn: Immer wieder standen Tramper am Straßenrand, die er leider dort stehen lassen musste. Leuten nicht helfen zu können, das mag Jules nicht, also tat er, was er tun musste: Er verkaufte kurzerhand sein Motorrad, um es dann einzutauschen – gegen einen Minivan. Der war bis zum Ende seines Trips fast immer voll besetzt und Jules war glücklich.

Irgendwie passt diese Geschichte zu Jules und sie passt auch ganz wunderbar in die Welt des Couchsurfings.


Spannend, nützlich, inspirierend…

            

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Was für ein Törn von Lanzarote nach Gran Canaria!

Nach drei schönen Tagen auf Lanzarote entschieden wir uns abzulegen und noch ein wenig Richtung Süden zu segeln. Die Bedingungen waren äußerst günstig, recht starker Wind aus Nordost, das versprach von Anfang an ein guter Törn zu werden. Wir verließen also unseren fancy, fancy Yachthafen gegen mittag ohne konkretes Ziel. Entweder, wir finden einen schönen Ankerplatz vor Fuerteventura, oder wir ziehen eben durch bis Gran Canaria.

Der Nachmittag hielt, was er versprach: Rasant flog die Mystique mit einer Spitzengeschwindigkeit von 15 Knoten (das ist wirklich schnell, persönlicher Rekord für mich!) übers Wasser. Ein Tiefdruckgebiet lag direkt über der Kanarischen Inselgruppe und sorgte zwar für kräftige Bewölkung, dafür aber auch für eine kräftige Brise, die uns vorantrieb.

Randy und ich schrien unser Glück ungehemmt auf den Atlantik hinaus und lachten immer wieder laut auf (klingt komisch, war aber so). Randy meinte, so einen perfekten Wind nicht gehabt zu haben, seit er im Frühling die Vereinigten Staaten verlassen hatte.

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Zu allem Überfluss tauchten dann einige Freunde auf, die mich beim Segeln selbst bei Flaute immer wieder zum Verzücken bringen, und zwar nicht zu wenige: Unzählige Delfine sprangen in alle Himmelsrichtungen verteilt um uns herum, wenn ich sage, dass es insgesamt 50 waren, habe ich eher unter- als übertrieben!

Darunter waren kräftige Tiere, die bestimmt drei Meter aus dem Wasser sprungen als auch richtig kleine Jungtiere, die sich offensichtlich an ihre allerersten Hüpfer heranwagten. Ich konnte mein Glück kaum fassen, und hüpfte auf Deck herum – sicherlich nicht annähernd so elegant wie die intelligenten Meeressäuger.

Wer mogelt sich denn da ins Bild?
Wer mogelt sich denn da ins Bild?

Irgendwann verließen sie uns und noch viel später hatten Randy und ich uns einigermaßen beruhigt, da nahmen wir Kurs auf einen der wenigen Plätze auf den Kanaren, wo ankern erlaubt ist. Dort angekommen stellten wir fest, dass er sich ganz in der Nähe des Industriehafens von Puerto de Rosario befand. Also eine schnelle Entscheidung und eine schnelle Wende – Kurs auf Gran Canaria, auch, wenn das bedeutete, dass wir eine Nacht durchsegeln mussten.

So legte Randy sich früh schlafen, wir wollen unseren gewohnten Rhythmus durchziehen: Ich wache bis spät in die Nacht und werde dann von Randy abgelöst, für den dann schon früh am morgen ist. Bei mir war die Luft raus nach der Aufregung am Nachmittag und auch der Wind hatte scheinbar nachgelassen.

Scheinbar: Ich saß im Niedergang und las ein Buch, als eine besonders hohe Welle in Kombination mit einer besonders starken Böe den Mast der Mystique auf das Wasser drückte, ich fiel in die Sprayhood und war zu schockiert, um mir erklären zu können, wie ich da gelandet war. Auch Randy war sofort wach, wildes Chaos im Salon und in den Kabinen: alles, was nicht festgebunden war lag verteilt auf dem Boden.

Viel schlimmer: Wasser war ins Cockpit eingedrungen und wir rochen sofort, dass es irgendwo einen Kurzschluss gegeben haben musste. Das unsanfte Aufwachen in Kombination mit dem starken Seegang und dem unangenehmen Geruch löste dann bei meinem Käpitän Übelkeit aus.

Ich war ziemlich geschockt, sowas habe ich noch nicht erlebt auf See, doch mir ging es eigentlich gut und wach war ich jetzt auf jeden Fall auch wieder. Also schickte ich Randy einfach wieder ins Bett und weckte ihn erst wieder, als wir uns am nächsten morgen dem Yachthafen von Las Palmas de Gran Canria näherten.

Käptn Randy beim Manöver
Käptn Randy beim Manöver

Von hier aus will Randy in den nächsten Tagen den Atlantik überqueren, leider ohne mich, sondern allein. Der Verrückte! Aber im Hafen von Gran Canaria liegen über 1000 Segelboote, von denen Hunderte dabei sind, sich auf den Weg über den großen Teich vor zu bereiten – also rechne ich mir doch ganz gute Chancen aus, ein Boot zu finden, das mich mitnimmt. Dieser Törn heute war auf jeden Fall eine gute Vorbereitung!

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Brandungsaction statt Champanger auf Lanzarote

Also war Lanzarote meine erste Station auf den Kanaren. Randy und ich hätten gerne auch vor La Graciosa geankert, doch der Wind wurde in den letzten Tagen zu stark, so dass Ankern unmöglich war und wir einfach einen schützenden Hafen aufsuchen mussten.

Es wurde Puerto Calero, ein ziemlich schlimmer Bonzenhafen. Randy zeigte mit dem Finger einmal in die Runde auf die umliegenden Boote und sagte nur: „Zehn Millionen, acht Millionen, zwanzig Millionen…“. Zum Glück gefiel ihm das genauso wenig wie mir.

Überhaupt stellen sich einige Gemeinsamkeiten zwischen mir und meinem Käpt’n heraus: Wir waren uns einig, dass die angebotenen Aktivitäten im Hafen nichts für uns sind: statt in ein schickes Restaurant zu gehen und Champanger zu trinken, wollten wir lieber sportlich unterwegs sein.

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Ich kannte ein wunderschönes, kleines Fischerdörfchen auf der anderen Seite Lanzarotes, das sich in den letzten Jahren dank einer wellenreichen Bucht und Sandstrand in den letzten Jahren zum Surferörtchen entwickelt hatte: Caleta de Famara.

Dort hatte ich vor einigen Jahren meine ersten Wellen geritten und es hatte mir außerordentlich gut gefallen. Eine kleine Ansammlung von weißen, schuhkartonförmigen Häusern, es gibt einen Supermarkt, drei Restaurants, fünf Surfschulen und den Strand. Vor jedem dieser Häuser steht hier entweder ein mit Surfbrettern beladener Van oder einfach ein Motorboot.

Opel Corsa: Käptn Randy aus den USA hat noch nie so ein kleines Auto gesehen
Opel Corsa: Käptn Randy aus den USA hat noch nie so ein kleines Auto gesehen

Randy ist nicht nur Segler, sondern auch sonst für so ziemlich jeden Wassersport zu begeistern. So fliegt auf seinem Boot neben jeder Menge anderen Sportgeräten auch ein Kajak herum, auf dem er normalerweise in seiner Heimat auf den reißenden Flüssen der Rocky Mountains unterwegs ist.

Wir mieteten wir uns kurzerhand ein Auto, packten Randys Kajak in den Kofferraum und fuhren auf die andere Seite der Insel nach Caleta de Famara. Dort mietete ich mir ein Surfboard und wir erwischten dank abladigem Wind einen Tag mit perfekter Brandung. Mein alter Randy beeidruckte die lokalen Surfer, als er mit seinem Kajak die größten Wellen weit draußen abritt, es entstanden einige Fotos von ihm.

Währenddessen beeidruckte ich auf meinem Board zwar niemanden, dafür überraschte ich mich selber damit, dass ich noch in der Lage war, die ein oder andere Welle zu reiten. Schließlich liegen meine letzten Versuche in der Brandung schon über zwei Jahre zurück. Und damals ging in Ecuador mein Brett zu Bruch, noch bevor ich das erste Mal auf den Beinen war…

Nachdem wir uns ausgepowert hatten gingen Randy und ich doch noch in ein Restaurant: eines von den Dreien in Caleta de Famara servierte uns eine köstliche Lasange mit einem ebenso leckeren Bier. Kostenpunkt: Sieben Euro fünfzig pro Person. Dafür hätten wir im Yachthafen nicht einmal eine Vorspeise bekommen, und die hätte uns dort niemals so gut geschmeckt.

Die Bucht von Caleta de Famara
Die Bucht von Caleta de Famara

Flaute auf dem Atlantik

Auf meinem Weg per Anhalter über den Atlantik nähere ich mich auf der Segelyacht Mystique unaufhaltsam den Kanarischen Inseln. Nachdem wir die ganze Nacht weiterhin tolles Segelwetter mit fünf Windstärken aus Richtung Norden hatten, haben wir jetzt nur noch 140 Seemeilen vor uns und werden die Inselgruppe aller Voraussicht schon morgen erreichen.

In den Morgenstunden jedoch hat sich das Wetter geändert: der Nordwind drehte sich auf Süd, um dann komplett einzuschlafen. Randy entschied, den Motor wieder an zu werfen und nur das Hauptsegel oben zu lassen. Das gibt uns zwar keinen Schub, aber es stabilisiert das Boot, so dass es jetzt so gut wie gar nicht von einer Seite auf die andere „rollt“.

Wirklich nötig wäre das nicht, die See ist extrem ruhig, der Abstand zwischen den Wellenbergen und  -Tälern ist sehr groß und der Atlantik erinnert eher an die Binnenalster als an einen gefährlichen Ozean.

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Abgesehen vom Motorengeräusch ist es deshalb sehr gemütlich und komfortabel an Bord der Mystique. Schlafen und Kochen, Beschäftigungen, die bei mehr Seegang und Krängung (Schräglage des Bootes beim Segeln) ziemlich kompliziert oder sogar unmöglich werden können, sind überhaupt kein Problem.

Ich werde mich gleich daran machen, eine Pasta vor zu bereiten, damit wir fit sind für die Nachtschichten. Randy schläft, wie fast die ganze Zeit, wenn ich wach bin. Umgekehrt ist es genauso, wenn Randy wach ist, nutze ich die Zeit zum Schlafen und zum Kräfte sammeln.

Lanzarote in Sicht
Lanzarote in Sicht

Nachts kann es sehr anstrengend werden, sich wach zu halten, weil ja so wenig passiert hier an Bord. Maximal einmal in der Stunde kommt ein Schiff in unsere Nähe, heute Nachmittag habe ich im Umkreis von 30 Meilen keines gesehen. Trotzdem müssen wir aufmerksam bleiben, jederzeit kann aus dem Nichts ein marokkanisches Fischerboot auftauchen.

Die Fischer haben kein Geld für moderne Ausrüstung wie Radar und GPS, außerdem kennen sie häufig die Beleuchtungsregeln in der internationalen Schifffahrt nicht, oder sie beachten sie zumindest nicht. Auch Kollisionen mit Walen oder herrenlosen Containern oder Baumstämmen, die irgendwann irgendwo von irgendeinem Schiff gefallen sind, sind möglich und könnten einem kleinen Segelboot sehr gefährlich werden. Eine vernünftige, ausgeschlafene Wache ist deshalb lebenswichtig.

Aber wir haben uns mittlerweile ganz gut eingespielt, was den Rhythmus an Bord betrifft: Ich erledige meist den ersten Teil der Nacht, bis etwa zwei, drei Uhr, dann wecke ich Randy und gehe schlafen. Meine Wachschichten verbringe ich mit Lesen, Musik hören, Kochen oder Schreiben. Und immer wieder laufe ich zum Bug und genieße den Ausblick auf den Horizont. Ich mag es, keine Spuren von menschlichem Leben in Sichtweite zu haben, absolute Weite um mich herum.

Und die Sichtweite auf dem Ozean wird bei gutem Wetter nur durch die Erdkrümmung eingeschränkt, auch dieser Gedanke gefällt mir. Ich genieße die Zeit hier an Bord also in vollen Zügen, das ungute Gefühl vom zweiten Tag ist völlig verschwunden und ich finde es fast ein wenig Schade, schon morgen früh wieder auf Land stoßen zu werden.

Schwermut, Delfine und Begegnungen auf dem Ozean

Nachdem gestern morgen endlich genug Wind aufzog, konnten wir schließlich den Motor ausschalten und damit war eigentlich alles angerichtet – fertig zum Genießen. Den Nachmittag über war es auch so: die Wellen, das Meer, der Wind und die Sonne, alles spielte uns in die Karten. Allerdings hatte ich mich den ganzen Tag über schon sehr müde gefühlt, ständig war ich kurz davor, gleich ein zu schlafen.

Während meiner Tagwache hatte ich Probleme, mich wach zu halten, obwohl ich die Nacht davor immerhin sieben Stunden Schlaf bekommen hatte. Zunächst machte ich mir darüber keine Gedanken, ich bin es gewohnt, dass die Seeluft und wahrscheinlich auch meine Aufregung mich müde machen, so war es bislang immer auf Segelbooten.

Gegen Abend aber beging jedoch ich einen folgenschweren Fehler. Ich stellte mir die Frage, die man auf jeden Fall um tunlichst vermeiden sollte, soweit draußen auf dem Ozean: Wie komme ich hier wieder weg? Die Antwort darauf lautet nämlich: Gar nicht. Ich hatte Probleme, damit klar zu kommen und musste mich echt konzentrieren, um diese undefinierbare Angst loszuwerden.

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Letztendlich hing ich mich einmal über die Reling und ging dann schlafen. Man segelt nun einmal nicht mal eben so über den Atlantik, das wusste ich vorher und ich hatte mir dieses Abenteuer ausgesucht, eben weil ich wusste, dass es auch eine Art Prüfung darstellen würde.

180-Grad-Panorama: Weit und breit keine Menschenseele
180-Grad-Panorama: Weit und breit keine Menschenseele

Randy bemerkte wahrscheinlich, dass ich den Schlaf brauchte und ließ mich schlafen, bis ich heute morgen wach wurde. Die Kraft der Sonne war noch stärker geworden, das Meer strahlte in tiefem Blau und der Wind schien auch meine Ängste fort geblasen zu haben. Randy ging erstmal schlafen, das hatte er sich verdient, nach der langen Nachtschicht, während meines Tiefschlafs hatten wir auf unserem Kurs gen Südwesten fast 75 Seemeilen zurückgelegt.

Ich dagegen war topfit und machte mich erst einmal daran, ein ordentliches Frühstück vor zu bereiten: Bratkartoffeln mit Eiern und spanischer Chorizowurst, das gibt Power für den Tag. Und dieser Tag hatte allerlei zu bieten. Die Bratkartoffeln waren gerade fertig, da kamen genau die Begleiter, die ich gerade begann, zu vermissen: Delfine. Endlich!

Eine ganze Schule von ungefähr zehn Tieren surfte für eine Viertelstunde auf unserer Bugwelle und ich fühlte mich wie immer, wenn ich sie sehe, nämlich wie ein kleines, aufgeregtes Kind. Ich rannte zum Bug, fiel fast über meine eigenen Beine und versuchte, sie zu fotografieren, was sowieso nicht einfach ist, und die Aufgeregtheit macht es ganz bestimmt nicht leichter. Trotzdem ist mir der ein oder andere Schuss gelungen.

Bruder Leichtfuss fühlt sich bei diesem Anblick wie ein kleiner Junge
Bruder Leichtfuss fühlt sich bei diesem Anblick wie ein kleiner Junge

Kaum waren die Kartoffeln gegessen, der Abwasch erledigt und die Delfine vergessen, machten wir auf unserem Kontrolldisplay ein Boot aus, welches uns schon kurz nach dem Verlassen der Straße von Gibraltar aufgefallen war: die Segelyacht „Tristan“. Sie schien ebenfalls Kurs auf die Kanaren zu nehmen, denn diesmal war sie nur etwa zehn Meilen entfernt.

Randy kam auf die Idee, dass wir uns die doch mal aus der Nähe anschauen könnten. Also änderten wir unseren Kurs auf Kollisionskurs zur „Tristan“. Knappe zwei Stunden später war es dann soweit, am Horizont erschien zunächst nur im Fernglas, dann auch mit bloßem Auge ein großes, weißes Segelboot. Wir sagten kurz per Funk Bescheid, dass wir keinesfalls vorhatten, es zu rammen, sondern nur einen Blick riskieren wollten und so segelten wir eine Zeit lang nebeneinander her. Kurz war das andere Boot nur etwa 150 Meter von uns entfernt, wir konnten uns gegenseitig zuwinken.

Begegnung auf dem Ozean: Die Segelyacht "Tristan"
Begegnung auf dem Ozean: Die Segelyacht „Tristan“

Irgendwie verrückt, so weit draußen, mitten im Nirgendwo des Ozeans, Menschen zu begegnen. Die „Tristan“ war eine Millionenyacht, wie sie im Buche steht, strahlend weiß und länger als 30 Meter. Jedoch hatte die Besatzung, reich und wahrscheinlich auch schön, keine Ahnung vom Segeln.

Statt in Richtung Kanarische Inseln zu kreuzen und so  wie wir einen traumhaften Segeltörn mit acht Knoten zu haben, kamen sie keinen Zentimeter vom Kurs ab, verzichteten auf Segel und nahmen einfach den Motor zu Hilfe. Ein teures Vergnügen, wie Randy mir vorrechnete: Ein Boot von dieser Größe müsste auf dem Weg von Gibraltar zu den Kanarischen Inseln Diesel im Wert von mindestens 2000 Euro verbrennen. Was für eine Verschwendung, und das bei diesen perfekten Segelbedingungen!

Wir haben jetzt etwa 300 Seemeilen hinter uns, Land habe ich das letzte Mal vor zwei Tagen gesehen und bislang erlebe ich genau das Abenteuer meines Lebens, was ich mir erhofft hatte. In weiteren drei Tagen dürften wir die nördlichste Insel der Kanaren erreichen, La Graciosa. Ich freue mich auf auf den Rest des Törns und bin mehr als gespannt darauf, welche Prüfungen und welche Überraschungen der Ozean noch für mich bereit hält. Und wie viel Schönheit der Natur in welcher Form der Atlantik mich noch erleben lässt.

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