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Vesterålen: Winterabenteuer auf der Dronningruta

Abenteurer Bruder Leichtfuß

Ich öffne den Reißverschluss meines Zelteingangs und eiskalte, feuchte Luft schlägt mir entgegen. Guten Morgen! Jetzt nur noch in die Wanderstiefel schlüpfen, verdammt, die sind ja genau so klamm wie ich. Ich schaue hinaus auf die Nordsee. Sie trägt heute ihr dunkelgraues Kleid, das trägt sie auch meist in meiner Heimat in Ostfriesland. Auch der Himmel sieht unfreundlich aus und tief grau.

Was habe ich mir hier nur wieder eingebrockt? Gestern Abend war ich noch euphorisch an diesem Platz angekommen: Nordlichter wollte ich sehen, hier oben hoch im Norden Norwegens auf den Vesterålen. Abends Himmelskino vom Feinsten, eine gemütliche Nacht im Zelt und am nächsten Tag morgens mit Meerblick aufstehen. So hatte ich mir das vorgestellt. Und dann, sozusagen als krönenden Abschluss: Eine Wanderung auf der Dronningruta, die vielleicht schönste Wanderung Norwegens!

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Von wegen. Nordlichter hatte ich am Vorabend so gut wie nicht erkennen können, weil die Wolkendecke über die Nacht hinweg immer dichter wurde. Ich wollte die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben, schließlich bin ich hoffnungsloser Optimist. Also lag ich die halbe Nacht lesend im Zelt, nur um alle fünfzehn Minuten aus dem Zelteingang zum Himmel zu schauen und festzustellen, dass der Himmel immer noch nicht klar ist.

Um ein Haar hätte ich schlechte Laune bekommen, an diesem Morgen – da rettet mich die Thermokanne, die ich mir gestern eingepackt hatte: Mein Kräutertee ist noch immer heiß und eine echte Wohltat. Während ich so im Zelteingang sitze, mir eine Stulle schmiere und den Tee schlürfe, schaue ich jetzt plötzlich mit ganz anderen Augen auf die Nordsee und die verschneite Winterlandschaft um mich herum.

Also beeile ich mich nach dem Frühstück, Zelt, Isomatte und den Rest meiner Ausrüstung im Rucksack zu verstauen und mich auf den Weg zu machen. Schließlich wurde die Dronningruta tatsächlich vor einem guten Jahr von norwegischen Wandermagazinen zur schönsten Wanderroute Norwegens erklärt – wenn das mal nichts heißt! Ich habe ja schon einige Wanderungen unternommen in Norwegen, mein Urteil schwankte meist zwischen atemberaubend und phänomenal.

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Übrigens: Dronningruta heißt übersetzt „Königinnenweg“ – in den neunziger Jahren war die norwegische Königen (Beate) hier unterwegs und ziemlich begeistert. Damals wurde die Wanderroute kurzerhand nach ihr umbenannt. Das kann ja eigentlich alles nur Gutes heißen.

Ich stapfe also los, mal durch Schnee, mal durch Matsch, die Nordsee donnert rechts von mir auf die schroffe Küste. Die erste Hälfte der Dronningruta führt immer der Küste entlang von Stø nach Nyksund, zwei winzigen Fischerdörfchen. Später soll es dann über die Berge zurück nach Stø gehen. Soweit bin ich aber noch nicht.

Dafür bin ich jetzt voll in meinem Element. Die Art des Niederschlags kann ich nicht genau benennen, irgendetwas zwischen eisigem Nieselregen und nieseligem Eisregen klatscht mir ins Gesicht, ich find’s auf jeden Fall klasse. Echt! Ich weiß auch nicht wieso, aber irgendwie stehe ich darauf, wenn die Natur eigentlich gegen mich zu sein scheint und ich trotzdem in ihr unterwegs bin. Ich komme mir stark vor in solchen Momenten, als würde ich die Naturelemente besiegen. Schönwetterwanderungen kann jeder, Timo, du willst echte Abenteuer! Sage ich mir, und wahrscheinlich ist es die Eitelkeit, die da bei mir durchkommt.

Trotz des Schietwetters hält die Dronnigruta, was die Wanderführer versprechen: Sie ist unheimlich abwechslungsreich. Mal muss ich über Felsformationen hinweg klettern, an die nur einige Meter tiefer die Nordseewellen klatschen. Ich komme über Wiesen, die momentan mit Schneematsch bedeckt sind, im Sommer müssen sie einfach nur traumhaft sein. Ebenso der Sandstrand, der plötzlich vor mir auftaucht: Goldgelber Sand, eingerahmt von großen, runden Felsblöcken. Andere Felsen sehe ich weiter draußen, in der Brandung der See recken sie ihre Spitzen aus dem Wasser und trotzen der Gewalt der Natur. Fast wie ich, denke ich und grinse.

Aus dem Nichts taucht plötzlich ein Holzunterstand auf (übrigens aufgebaut vom Norwegischen Wanderverein, die sind echt spitze!), der mich neugierig macht, direkt vor mir. Ich gehe hinein und entdecke eine Feuerstelle, und: getrocknete Holzscheite. Wer hier häufiger mit liest, weiß, dass ich selbst im Hochsommer bei über 30 Grad so eine Gelegenheit nicht auslasse. Jetzt also erst recht: Bei einem schicken Lagerfeuerchen schmiere ich mir noch eine Stulle, trinke noch einen Kräutertee. Ich bin völlig allein, irgendwo mitten im Nirgendwo Nord-Norwegens – was will das Abenteurerherz mehr?

Nachdem ich mich ein wenig aufgewärmt habe, breche ich wieder auf, der Eis-Niesel-Regen hat sich verzogen, doch was ich jetzt sehe, ist weitaus bedrohlicher: Nebel ist aufgezogen. Dicke Schwaden hängen in den Bergkuppen über mir. Ich wandere weiter, und doch weiß ich, dass Nebel im Augenblick vielleicht das Einzige ist, was mein Vorhaben jetzt doch noch ernsthaft gefährden könnte. Schließlich bin ich alleine unterwegs, Einheimische haben mich gestern gewarnt: Ich würde im Schnee dort oben die Wegmarkierungen nicht finden, Handyempfang gäbe es auch nicht.

Aber ich will doch den Ausblick von dort oben aufs Meer! Ich hoffe, dass der Nebel sich wieder verzieht, ich Optimist, und stapfe weiter. Irgendwann komme ich an einen zugefrorenen See, hier müsste ich links abbiegen und hinauf in die Berge. Der Nebel hängt jetzt nur noch wenige Meter über mir, ich beobachte, wie er langsam, aber sicher, weiter nach unten wabert. Ich setze mich in den Schnee, überlege, kämpfe mit mir. Trinke noch einen Tee. Laufe ein paar Schritte hinauf, laufe wieder herunter.

Nein. Ich beschließe, zurück nach Stø zu laufen, und zwar auf dem selben Weg, den ich gekommen bin. Schließlich sind auch das noch einige Stunden Marsch. Zum Glück wird in diesen Stunden das Wetter noch feindlicher. Der Nebel sinkt weiter abwärts, mit ihm die Temperaturen. Dazu kommt die Dunkelheit, die hier oben auf den Vesterålen im Moment schon am Nachmittag einsetzt. Alles zusammen bewirkt, dass ich mir weiterhin vorkomme, wie ein Kämpfer mit den Naturgewalten, wie ein echter Abenteurer.

Und ich freue mich: Wenn der Nebel verschwunden wäre, hätte ich mich martern können für meine Entscheidung, umzukehren. So aber kommt ein recht ungewohntes Gefühl über mich, als ich abends wieder im Auto sitze – ich bin stolz darauf, nicht so dumm gewesen zu sein, die Wanderung auf Gedeih und Verderb durchzuziehen.

Mein Abenteuer habe ich gehabt.

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Disclosure: Mein Vesterålen-Trip wurde unterstützt von Visit Vesterålen und Visit Norway.

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