Der Berg mit dem Loch: Wanderung am Torghatten

Der Torghatten auf der Insel Torget in der Nähe von Brønnøysund im Norden Norwegens ist der Berg mit dem Loch. In der Mitte befindet sich ein 35 Meter hoher, 10 Meter breiter und 160 Meter langer Tunnel, durch den man durch den Berg hindurchsehen kann. Außerdem kann man verschiedene Wanderungen unternehmen.

Mit Freitag auf der Suche nach dem Loch

Nach vier Stunden Paddeln mit dem Kajak durch die Inselwelt um Brønnøysund komme ich am Campingplatz Torghatten an und bin erstmal alleine. Niemand da – eine einsame Insel. Ich bin darauf vorbereitet – die Saison ist um diese Jahreszeit Ende April noch nicht richtig angefangen und der Besitzer will erst in einigen Stunden hier sein.

Ich bin sowieso zu hungrig und zu müde, um direkt weiter zu ziehen – außerdem hat es sich hier gerade so richtig schön „eingeregnet“, wie wir Hamburger das ausdrücken würden. Zum Glück gibt es hier einen Unterstand mit Tischen und Bänken. Ich baue mir meinen Campingkocher auf und haue ein paar Eier in die Pfanne.

Camping Gaskocher Torghatten

So eine warme Mahlzeit tut gut jetzt und langsam steigt die Abenteuerlust in mir wieder. Schließlich befinde ich mich hier jetzt direkt am Fuße des Berges mit dem Loch und eine Wanderung dorthin soll nicht sehr anstrengend sein und nicht zu lange dauern.

Ich bin gerade dabei, mein Geschirr abzuwaschen, als ich einen recht großen, schwarzen Hund auf mich zu stürmen sehe. Kurz erschrecke ich, dann erkenne ich, dass der Kerl sich gerade so richtig freut, mich zu sehen. Ich habe auch seit heute morgen um sieben mit keiner Menschenseele gesprochen, also erwidere ich seine Begrüßung ebenso stürmisch.

Ich kombiniere: Der Besitzer des Campingplatzes scheint jetzt hier zu sein. Mein neuer Freund und ich stapfen los, um ihn zu suchen und Bescheid zu geben, dass er heute einen Gast hat. Gemeinsam gehen wir das gesamte Gelände ab – doch wir finden niemanden.

Torghatten Camping Freitag

Als ich aufbreche, um mir den Torghatten zu erwandern, macht der Schäferhund-Irgendwas-Straßenmix mir unmissverständlich klar: er wird mir nicht von der Seite weichen. Ich beschließe, ihm einen Namen zu geben und nenne ihn ab jetzt „Freitag“.

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Ein Stückchen oberhalb des Campingplatzes gibt es einen Parkplatz, von dem aus der Torghatten ausgeschildert ist. Etwa zwanzig bis dreißig Minuten soll es dauern bis zum Loch – obwohl mir mein Kajak-Abenteuer vom Vormittag noch in den Knochen steckt, sollte das kein Problem sein.

Der Weg führt zunächst ohne nennenswerte Steigung am Fuße des Berges um den Torghatten herum. Nach wenigen Minuten entdecke ich ein Holzschild mit der Aufschrift „Torghatten (top)“, das nach rechts zeigt – ziemlich steil den Berg hinauf. Ich folge dem Wegweiser, und obwohl Freitag mich mit einer Mischung aus Überraschung und Freude in seinem Hundegesicht anschaut, ahne ich noch nicht, dass ich dem Wörtchen „top“ doch etwas mehr Beachtung hätte schenken sollen.

Torghatten Wandern Helgeland

Das realisiere ich erst gute zwanzig Minuten später, als der Pfad immer schwerer zu erkennen ist, dafür aber immer steiler wird. Der Gipfel kommt immer näher und ich weiß jetzt, dass ich mich mittlerweile oberhalb des Loches befinden muss. Aber vielleicht müssen wir ja an der anderen Seite des Gipfels wieder absteigen, um an das Loch zu gelangen?

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Unterbewusst weiß ich, dass das nicht stimmen wird. Aber mein Wandererehrgeiz lässt es zum einen nicht zu, dass ich mir eingestehe, falsch abgebogen zu sein. Zum anderen übt so ein Gipfel immer einen echten Reiz auf mich aus, und wo ich schon mal so nahe bin…

Die letzten Höhenmeter vor der Spitze des Torghatten ist eine Hilfskette gespannt, weil der Weg über die Felsen so steil ist. Ich bestaune Freitag, dem Höhenangst offensichtlich vollkommen fremd ist und der außerdem erstaunlich trittsicher ist.

Wandern Torghatten Wandern

Am Gipfel wartet der Hund schon auf mich und scheint sich zu fragen, warum ich so langsam bin. Ich nehme mir trotzdem die Zeit, mich ins Gipfelbuch einzutragen, bevor wir auf der anderen Seite des Berges den Abstieg beginnen – noch immer mit der leichten Hoffnung, das sagenumwobene Loch irgendwo zu finden.

Als wir aber auf das Dörfchen entdecken, an dem ich schon am Vormittag vorbeigepaddelt bin, bleibt mir nichts anderes mehr übrig: Ich muss mir jetzt meinen Fehler eingestehen. Ich teile mir mit Freitag noch einen Kvikk-Lunsj, die norwegische Wander-Schokolade, und wir kehren um.

Mittlerweile sind wir anderthalb Stunden unterwegs und jetzt geht es den gesamten Weg wieder zurück – ich hangel mich an der Kette entlang, verliere später kurz den Wanderpfad um dann wieder an dem Schild anzukommen: „Torghatten (top)“.

Von hier aus sind es nur noch zehn Minuten, bis wir nach einer Biegung und einigen Metern über ein Feld das Loch entdecken. Ein kurzer Aufstieg noch und wir sind da.

Torghatten Loch Wandern

Das Loch ist knappe 40 Meter hoch, gute zehn Meter breit und führt wie ein Tunnel durch den Torghatten. Überall liegen riesige Felsbrocken, die irgendwann im Laufe der Jahrtausende von der Decke gefallen sein müssen. Jeder Schritt verursacht ein Echo wie in einer Kathedrale und als ich laut in den Tunnel rufe, hallt es sekundenlang nach. Freitag guckt mich verdutzt an.

Eine Holztreppe führt über das Geröll durch den Tunnel und an beiden Seiten haben wir einen fantastischen Ausblick über die Inselwelt der Helgelandküste.

All zu lange halte ich mich hier trotzdem nicht auf: Hinter mir liegt jetzt wirklich ein sehr langer und abenteuerlicher Tag und ich kann es nicht erwarten, in meinen Schlafsack zu kriechen.

Freitag ist dann wohl wieder alleine auf seiner einsamen Insel.

Torghatten Wandern Berg Loch

Wandern am Torghatten – Wanderrouten

Im Nachhinein habe ich erfahren, dass es insgesamt drei Wanderwege am Torghatten gibt.

  • Der Populärste ist auch der Leichteste und Kürzeste: Er führt vom Parkplatz am Campingplatz durch das Loch und an der anderen Seite wieder zum Parkplatz und dauert insgesamt etwa 45 Minuten.
  • Versehentlich habe ich auch die Gipfelwanderung gemacht. Sie ist teilweise sehr steil, bietet aber dafür immer wieder wirklich fantastische Ausblicke. Ich konnte sie allerdings nur erahnen, weil zum Zeitpunkt meiner Wanderung dichte Wolken am Gipfel klebten. Für die gesamte Wanderung sollte man zwei bis drei Stunden einplanen.
  • Es gibt auch einen Rundweg um den Berg herum. Für diesen Weg braucht man etwa zwei Stunden.

Torghatten Loch Helgeland

Die Sage um den Torghatten

Das norwegische Wort „Hatt“ heißt auf deutsch „Hut“, was auf eine Sage zurückzuführen ist, die sich um den Torghatten rankt. Die Kurzfassung geht so:

Der Königssohn Hestmannen verliebt sich in die Jungfrau Lekamøya und begibt sich auf die Suche nach ihr, um sie zu rauben. Er entdeckt sie im Fjord von Landego, wo sie gemeinsam mit den „Sieben Schwestern“ ein Bad nimmt. Als die Frauen den Hestmannen entdecken, flüchten sie. Die „Sieben Schwestern“ allerdings geben ihre Flucht bald auf, weil sie sich durchaus vorstellen können, den Hestmannen zu heiraten. Bei Alstahaug hocken sie sich in einer Reihe hin, doch Hestmannenen hat nur Augen für Lekamøya und lässt die sieben Schwestern links liegen.

Als Lekamøya an Vorsprung gewinnt, schießt Hestmannen mit einem Pfeil nach ihr, was jedoch ihr Vater beobachtet. Er wirft einen Hut in die Wurfbahn, worauf der durchgeschossen wird und zu Boden fällt.

Nun sind die Protagonisten dieser Geschichte, wie in norwegischen Sagen so üblich, keine Menschen sondern Trolle, die nur nachtaktiv sein können. Das vergessen sie jedoch über diese wilde Verfolgungsjagd und die norwegischen Sommernächte sind kurz. Bei Sonnenaufgang versteinern alle Beteiligten und werden zu Bergen. Der durchschossene Hut wird zum Torghatten. 

(Frei übernommen aus der Wikipedia)

→ Die „Sieben Schwestern“ werde ich mir bei meinem nächsten Abenteuer hier an der Helgelandküste anschauen. Mein Bericht folgt hier in wenigen Tagen!

Campingplatz am Torghatten

Campingplatz Torghatten Brønnøysund

Der Campingplatz am Torghatten ist die mit Abstand günstigste Unterkunft in Brønnøysund und Umgebung. Er liegt landschaftlich sehr schön, direkt zwischen Strand und Torghatten. Bis in die Stadt sind es allerdings etwa 15 Kilometer, so dass man entweder motorisiert sein sollte oder Fahrräder dabei haben sollte.

Außer Stellplätzen für Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile gibt es auch Holzhütten mit Strom und Heizung, in denen man sich einquatieren kann. Es gibt ein Restaurant mit lokalen Gerichten.

→ Zur Website von Torghatten Camping

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Disclosure: Bei meiner Reise an die Helgelandküste wurde ich unterstützt von Visit Norway.

Timo Peters
Timo Petershttps://www.bruderleichtfuss.com
Timo Peters ist der Gründer und Chefabenteurer bei bruderleichtfuss.com. Ich verbringe meine meiste Zeit auf Reisen und stehe auf Abenteuer aller Art. Ich bin gerne in der Natur unterwegs: Zu Land wandere ich mit meinem Zelt durch die Wildnis, zur See gerne auf Segelbooten. Außerdem habe ich eine Leidenschaft für Reisen per Anhalter. Hier findest du mehr Infos über mich und diesen Blog.

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7 comments

  1. Hallo Timo,

    deine Reiseberichte aus Norwegen helfen mir gerade sehr bei meiner Tourplanung! Die einzelnen Orte, wie z.B. hier der Torghatten, sind echt detailliert und persönlich beschrieben. Bei der Geschichte mit Freitag musste ich schmunzeln, da ich auch schon mal einen tierischen Kurzzeitguide hatte. Viele Grüße! Ich komme wieder… 😉

  2. Hello 🙂 I just stumbled over your pictures in Google, when i searched for pictures og our campingplace at Torghatten 🙂 My dog’s name is not „Friday“, but Nero 😀 He runs here on our campingplace outside of season, and he loves lo join people on their trips in the mountain 😀

    • Hello Kamilla,
      I really enjoyed the stay on your Camping in Torghatten! I just called your lovely dog „Friday“ as he was my friend on the lonely island – like the friend of Robinson Crusoe 😉
      All the best, Timo

  3. Toller Bericht!
    NATÜRLICH bist du NICHT falsch abgebogen! Der Weg ist ja schließlich das Ziel Und sollte man doch mal falsch abgebogen sein, nimmt man halt eine Zielkorrektur vor ;-)))

    • Danke, Nicole!
      Genau, mir ging es im Endeffekt auch mehr um die Wanderung mit Freitag als um das Loch. Aber abends war ich ganz schön im Eimer, hatte ja vorher auch noch gepaddelt… gut geschlafen hab ich danach 😉

    • Ich habe dich schon vermisst, Klaus 😉 Und mich übrigens heute morgen geärgert, dass ich es wieder nicht zum Hamburger Hafengeburtstag schaffen werde… dir eine gute Zeit dort und – handbreit!

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