Kostencheck: Das kostet Mitsegeln

Mitsegeln kann zwar, wie das Reisen per Anhalter an Land, komplett kostenlos sein, es kann aber auch ganz schön teuer werden. Die Spannbreite bei den Preisen für’s Mitsegeln ist extrem groß.

Damit du weißt, was bei deinem Abenteuer als Tramper zur See auf dich zukommt, und damit du auf versteckte Kostenfallen vorbereitet bist, kommt hier mein ultimativer Überblick – mit Erklärungen zu allen Begriffen, die immer wieder in Crewbörsen und auf den schwarzen Brettern der Hafenbüros auftauchen!

Mit Hand gegen Koje kostenlos segeln?

„Hand gegen Koje“ (HgK) nennt sich das Grundprinzip der Mitfahrgelegenheiten zur See. Dieser Begriff erklärt sich fast von allein: Als Mitsegler bietest du deine Hand zur Mithilfe an und erhältst dafür eine Koje an Bord.

Im besten Fall ist das für dich komplett kostenlos, so ging es mir beispielsweise auf meinem Törn von Gibraltar auf die Kanarischen Inseln. Um in den Genuss dieser Möglichkeit kommst, musst du allerdings auch was anbieten. Als das bei mir so klappte, waren wir zum Beispiel nur zu zweit an Bord und ich übernahm Wachschichten, die teilweise zwölf Stunden lang waren. Dazu war es meine Aufgabe, für warmes Essen zu sorgen.

Außerdem gehört zum kostenlos Mitsegeln auch noch eine große Portion Glück dazu. Dein Skipper muss es sich nicht nur leisten können, dich durch zu füttern, er muss es auch wollen.

Weit verbreiteter ist es, dass sich die Crew, also Skipper und Mitsegler, die Bordkasse teilen.

Kochen ist eine klassische Aufgabe für Mitsegler

Was gehört alles zur Bordkasse?

  • Proviant
    In der Regel wird vor dem Segeltörn gemeinsam eingekauft. Es ist aber auch möglich, dass der Skipper schon für Proviant gesorgt hat, oder dass er dir oder einem anderen Mitsegler die Aufgabe des „Proviantmeisters“ zuteilt. Die Rechnung teilt sich die gesamte Crew.
    Spartipp: Kläre vor der Reise ab, was genau dein Kapitän vorhat: Ist er ein Sparfuchs und will immer an  Bord kochen? Oder steht dein Skipper darauf, abendlich in den teuren Restaurants essen zu gehen?
  • Hafengebühren
    Für die Liegezeit in Häfen fallen Gebühren an, vergleichbar mit den Gebühren für Standplätze für Wohnwagen und Wohnmobile auf Campingplätze. Die Gebühren richten sich meist unter anderem nach der Länge des Bootes und nach den angebotenen Services (Sanitäranlagen, Lage, Einkaufsmöglichkeiten…). Ein günstiger Preis liegt bei unter 20 Euro pro Nacht – das kann bei noblen Häfen allerdings auch schnell um ein Vielfaches mehr sein.
    Spartipp: Kläre vor der Reise ab, welche Sorte Marinas dein Kapitän anlaufen will und wieviel Zeit er überhaupt in Häfen einplant. Wenn du Glück hast, liegt ihr die meiste Zeit in einer Bucht vor Anker – das ist kostenlos.
  • Diesel
    Viele Nicht-Segler sind überrascht, dass beim Segeln Treibstoff ein großer Kostenfaktor ist. In heutigen Zeiten haben die allermeisten Segelyachte einen Motor, der nicht nur für Hafenmanöver benutzt wird, sondern auch Fahrten in engen Gewässern wie Flüssen oder Meerengen. Auch bei Flaute oder wenig Wind wird der Motor gerne zugeschaltet. Grobe Faustregel für Dieselkosten (je nach Motor, Preisen im Revier): 10 Euro pro Motorstunde.
    Spartipp: Auch hier gilt: Frage deinen Skipper vor dem Törn, was er vorhat. Es gibt Kapitäne, die hassen es, den Motor zu benutzen – das spart Dieselkosten. Für andere Skipper ist es ein Graus, bei wenig Wind bin ein bis zwei Knoten dahin zu dümpeln.

Mehr zum Thema:

Du planst dein eigenes Abenteuer als Mitsegler? → Alle Infos zum Mitsegeln!

Schau dir außerdem meine → Packliste für Mitsegler an!

Zusatzgebühren beim Mitsegeln

Viele Skipper verlangen zusätzlich zur Bordkasse noch eine Zusatzgebühr. Das ist dann nicht mehr reines Hand-gegen-Koje-Segeln, abgesehen davon ist es rechtlich häufig etwas zweifelhaft: Je nach Höhe der Gebühr bewegen sich die Skipper schließlich in Richtung kommerzielles Kojencharter, wofür sie auch eigentlich andere Voraussetzungen erfüllen müssten.

Wie dem auch sei: Die Zusatzgebühr wird immer üblicher und als Mitsegler musst du im Zweifel wohl damit leben oder es einfach sein lassen. Um mit einem zu gekniffenem Auge noch von Hand-gegen-Koje sprechen zu können, sollten die Kosten 20 Euro pro Tag oder 150 Euro pro Woche nicht überschreiten.

Mitsegeln heisst mit anpacken

Kojencharter

Wenn du Geld ausgeben kannst und willst, kannst du auch eine Koje oder eine ganze Kabine chartern. Im Gegenzug dafür erhältst du vor allem mehr Komfort. Anbieter sprechen hier von einem „Segelurlaub“ und sie sorgen in der Regel für Verpflegung und geben dir ein Mitspracherecht bei der Törnplanung. Segelkenntnisse sind meist nicht erforderlich und du wirst dich nicht alleine auf einer Nachtwache wiederfinden, wenn du es nicht willst.

Die Kosten bewegen sich in einer Region von 500 Euro pro Woche – je nach Komfort des Bootes, gewünschtem Service und Revier können sie stark variieren und auch sehr viel höher sein.

Selbst, wenn ich es mir leisten könnte, hätte ich persönlich eher weniger Lust auf diese Variante: Mir ist es wichtig, dass ich mich auf einem Segelboot als Teil der Crew fühle und nicht als Passagier auf einem Boot. Ich habe Spaß an Nachtwachen, auch und gerade zu „unangenehmen“ Zeiten und auch an Arbeiten am Boot oder Kochen an Bord.

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Timo Peters
Timo Petershttps://www.bruderleichtfuss.com
Timo Peters ist der Gründer und Chefabenteurer bei bruderleichtfuss.com. Ich verbringe meine meiste Zeit auf Reisen und stehe auf Abenteuer aller Art. Ich bin gerne in der Natur unterwegs: Zu Land wandere ich mit meinem Zelt durch die Wildnis, zur See gerne auf Segelbooten. Außerdem habe ich eine Leidenschaft für Reisen per Anhalter. Hier findest du mehr Infos über mich und diesen Blog.

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11 comments

  1. Ich überlege auch so eine Segeltour als Mitseglerin zu machen. Bin 61 und völliger Neuling, möchte mich aber sehr gerne nützlich machen. Oder bin ich dazu zu alt?

  2. Moin Timo,
    Genau diese Zahlen um „mit einem zugekniffenem Auge noch von Hand-gegen-Koje sprechen zu können“, nämlich 150 Euro/Woche ‚Zusatzgebühr‘, habe ich jetzt schon mehrfach gehört.
    Ist das Wissen aus der Steuerrechtsprechung; die Grenze oberhalb derer das Finanzamt vom kommerziellen Betrieb ausgeht?
    Gruss
    Hannes

    • Moin Hannes,
      ich kenne mich mit den Steuern in dem Bereich nicht aus. Mein zugekniffenes Auge betrifft hier nur die moralische Frage, wie lange es unter dem Hand-gegen-Koje-Brauch durchgeht. Wenn du selber skippern möchtest, dann müsstest du da dein Finanzamt fragen – für mich als Mit-Segler spielt das nur eine untergeordnete Rolle.
      Beste Grüße!

  3. Hallo Timo, ich bin ja nun selber als Bootseigner unterwegs und wir hatten letztens auch so eine Anfrage nach weitestgehend kostenfreiem Mitsegeln. Aus Eignersicht stellt sich da schon die Frage nach dem Warum. Entweder es ergibt sich eine echte Win-Win Situation für beide oder zumindest ich würde das nicht machen. Wenn ich shorthanded bin, dann ist die Win Win Situation da, und ich habe auch schon Leute für Umme (Bordkasse) für eine Überführung mitgenommen. Einfach aber einen schönen Urlaub oder ein paar Monate bei mir absegeln ohne eine für mich nützliche Gegenleistung würde ich nicht machen. Und wie diese Gegenleistung bei völlig unerfahrenen Menschen aussieht, die zudem gar keine Kenne von Booten, Motoren, und was sonst noch so alles kaputt gehen kann, haben, kann ich nicht erkennen.

    Leute an Bord zu nehmen ohne echten Grund bedeutet für den Eigener auch immer eine gewisse Unsicherheit: Sachen gehen kaputt, wie geht der Mitsegler mit meinem „zu Hause“ um, kann ich mich auf ihn verlassen, stimmt die Harmonie usw. Mitsegler einach nur für einen netten“Urlaubstörn“ mitzunehmen bedeutet für den Eigner Arbeit. Und typischerweise wird Arbeit entlohnt :-). Ansonsten würde ich sie nicht machen. Arbeitest du für umsonst?

  4. Megagut! Das hatte mich immer schonmal interessiert. Ich hatte schon oft von solchen „Mitsegelgelegenheiten“ gehört, war aber nie wirklich fündig geworden.
    Vermutlich fahren da in der Regel eher Jungs mit, was?

    • Hey Nina,
      es ist leichter als man denkt, und es gibt mehr Gelegenheiten zum Mitsegeln, als man sich so vorstellt. Es stimmt, die Jungs sind unter den Trampern zur See in der Überzahl. Für euch Mädels ist das nur gut: Viele Skipper versuchen, für ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis an Bord zu sorgen (zum Beispiel aus Sorge vor zu viel Testosteron aus See…) – als Mädel ist es meist einfacher, einen Platz an Bord zu finden.
      Lieben Gruß!

  5. Hey Timo!
    Top Artikel, alles drin was man wissen muss denke ich!
    Kann das alles nur unterschreiben.
    Habe meine ersten Meilen auf einem Urlaubstörn (Kojencharter) gemacht.
    Dabei aber schon aktiv angepackt, weil es mir riesig Spass gemacht hat.
    (Am Ruder, beim Segel setzen, beim Ankern, Kurse fahren…)
    Dann Lust bekommen und die Ausbildungen durchgezogen.
    🙂

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