Die Spring und Bugleinen der „Libertalia“ krächzen im Moment Tag und Nacht, als würden sie jeden Moment reißen. Die 46 Fuß lange Stahlketch zerrt kräftig an den Tauen, die sie noch immer am Dock des Hafens von Gran Tarajal festhalten: vielleicht geht es ihr so wie ihrer Crew und sie möchte endlich aufbrechen in Richtung Südwesten, Kapverdische Inseln und dann weiter nach Recife in Brasilien.
Doch wie für jeden von uns an Bord ist es auch für die „Libertalia“ die erste Überquerung eines Ozeans und deswegen musste noch einiges passieren in den letzten Tagen, um das Boot und auch uns vor zu bereiten für den großen Schlag.
Das neue, gebrauchte Spinakkersegel wies einige Risse auf, und der Amerikaner Kyle, der nur wenige Tage nach mir an Bord kam, bewies weitaus größeres Talent und auch größere Ausdauer beim Flicken des Segels als ich.
Also kümmerte ich mich um die Installation eines neuen Waschbeckens mit zwei Wasserhähnen, einem für Seewasser aus dem Ozean und einem für Süßwasser aus unserem 400-Liter-Tank. Vor allem der neue Salzwasseranschluss soll uns helfen, das so kostbare Süßwasser zu sparen: Wir werden ihn zum Putzen und Abwaschen benutzen, aber auch zum Kochen und Duschen.
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Kapitän Phil war während dessen mit allerlei noch wichtigerem Kram beschäftigt: Alte Solarzellen mussten repariert werden, Neue installiert, der kaputte Außenborder unseres Beiboots musste unbedingt wieder gangbar gemacht werden: In Brasilien gibt viel weniger Bootshäfen als in Europa, weswegen wir viel vor Anker liegen werden. Da ist dann ein Beiboot die einzige Verbindung zum Land und ein Motor dafür wirklich eine schöne Sache.
Mir drückte der Kapitän zudem noch den Job des Proviantmeisters auf die Nase. Gar nicht so einfach, eine Einkaufsliste für vier Personen und vier Wochen zu schreiben, gerade für jemanden, der wie ich gewöhnt ist, für jede Mahlzeit einzeln ein zu kaufen.
Viele Supermärkte gibt’s ja nicht auf dem Ozean, wo wir mal eben ein bisschen Salz nachkaufen können, und wenig nette Nachbarn, die man um eine Rolle Klopapier bitten könnte… Ich bin noch dabei, die Liste fertig zu stellen, vielleicht schaffe ich es ja irgendwann, sie hier zu veröffentlichen, um anderen Seglern diese Arbeit ein wenig zu erleichtern…
Achja: Nebenbei geht es auch immer ein bisschen um unser eigentliches Hobby, das Segeln. Der dicke Schinken „Segelrouten der Weltmeere“ von Jimmy Cornell liegt immer auf dem Tisch, zwischendurch surfen wir im Internet und durchforsten, wie ich es ja schon gewohnt bin, die Hafenkneipen, auf der Suche nach der optimalen Route. Wo wollen wir den Äquator überqueren, wie vermeiden wir tropische Gewitter und, vor allem, wie halten wir den Aufenthalt im Kalmengürtel, der meist absolut windstillen Zone um den Äquator?
In einer unserer Kneipen sind wir übrigens auf unsere größte Hilfe gestoßen: „Crazy Peter“ wird so genannt, weil er seit sieben Wochen in der Bucht vor Gran Tarajal auf seinem Boot vor Anker liegt. Bei Ostwind und beachtlicher Wellenhöhe ist das alles andere als gemütlich.
Aber der Engländer hat auf seinem Boot mit dem schönen Namen „Scandaliser“ in den letzten zehn Jahren über 120.000 Seemeilen besegelt, also rechnerisch die Welt fünf Mal umrundet. Also war er es, der den alten Yamaha-Außenborder letztendlich zum Laufen gebracht hat, mir die meisten Tipps für die Proviantierung gegeben hat und uns immer wieder mit seinen Ideen entscheidend vorran gebracht hat.
Sein „Lohn“ bestand übrigens, wie durchaus üblich unter Seglern, in einer Packung mit 24 Dosen Tropical, dem lokalen, kanarischem Pils. Wobei davon die ein oder andere Dose auch wieder zurück kam zu uns, Peter freut sich offensichtlich auch sehr über ein paar aufmerksame und dankbare Zuhörer bei seinen Seemannsgeschichten…
Heute wird das letzte Crewmitglied zu uns stoßen, eine junge Norwegerin. Danach brauchen wir nur noch die eine Batterie für den Anlaßer des Schiffsdiesels, auf die wir sehnsüchtig warten. Phil hat der spanischen Post schon einige Male Druck gemacht, und es gibt im Moment Anzeichen dafür, dass sie, jetzt wirklich, jeden Tag ankommen könnte.
Sobald sie verbaut ist, werden wir ablegen und Richtung Äquator segeln. Am meisten freut sich dann wahrscheinlich die „Libertalia“, endlich befreit zu sein von ihren Fesseln am Dock…
→ Wie die letzten Tage vor dem Ablegen aussahen, liest du hier.
So eine Salzwasserpumpe hilft einem enorm Süßwasser zu sparen. Haben wir auch auf unserer Nambawan im Einsatz 😉
Hier noch eine Einkaufscheckliste…
http://www.silbergasser.com/downloads/checkliste-segeln-einkaufsliste-pantry.pdf
Wünsche euch eine angenehme Reise über den Ozean – freue mich schon über die weiteren Beiträge der Seereise!