In Gummistiefeln stampfen wir den Bachlauf hinauf. Um uns herum und über uns wuchert der wilde Dschungel Costa Ricas, nur wenige Sonnenstrahlen schimmern durch das grüne Blätterdach. Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob wir durch einen Tunnel gehen.
An dessen Ende soll uns ein Wasserfall erwarten. Das sagt zumindest Mario. Der 50jährige Bauer lebt allein hier im Dschungel irgendwo beim winzigen Dorf La Tarde. Nur seine Haushälterin Lucia leistet ihm dauerhaft Gesellschaft, erst seit neuestem verirren sich gelegentlich Touristen in die Gegend und kommen die beiden besuchen.
Mario hat kürzlich auf seiner Farm einige einfache Gästezimmer eingerichtet. Denn er ist seit kurzem eine Übernachtungsmöglichkeit auf den „Caminos de Osa“. Einheimische haben diese Routen in den letzten Jahren ausgearbeitet. Sie führen entlang des Corcovado Nationalparks über die komplette Halbinsel Osa und sollen Touristen zeigen, wie man hier lebt.
Mein Tag mit Mario in La Tarde ist nur einer von insgesamt einer Woche, die ich unterwegs bin auf den Caminos de Osa. Dabei überquere ich die gesamte Halbinsel – zu Fuß, zu Pferd, per Kajak oder mit dem Boot. Jeden Tag erlebe ich ein anderes Abenteuer und übernachte in einem anderen Ort.
Mein Costa Rica Geheimtipp: Die Caminos de Osa!
In meinen sechs Wochen Costa Rica verbringe ich hier meine vielleicht beste Zeit der Reise und mache die tollsten Erfahrungen! Und das, obwohl auch der Rest des Landes jede Menge Highlights zu bieten hat!
Die sind allerdings weltweit bekannt und oft trifft man auf viele anderen Reisenden. Das ist anders hier auf der Osa Halbinsel: Meistens bin ich der einzige Tourist in der Gegend – die Caminos de Osa sind noch ein echter Geheimtipp für Costa Rica!
10 Gründe, die Caminos de Osa zu erleben!
1. Sich fühlen, wie ein Entdecker!
Wenig später wurde in ganz Costa Rica der Abbau von Gold verboten, so dass die Halbinsel Osa nur extrem spärlich besiedelt ist. Auch der Tourismus steckt hier noch in seinen Kinderschuhen. Mir wurde auf den Caminos de Osa immer wieder erzählt, ich sei einer der ersten Europäer, der je auf den gesamten Caminos de Osa unterwegs war!
2. Leben mit den Locals!
Ich übernachte während meines Treks jeden Tag bei unterschiedlichen Familien und bin tagsüber mit verschiedenen Locals unterwegs – näher ran kommt eigentlich nur noch als Couchsurfer!
3. Wilde und unberührte Natur pur!
Wer möglichst viel entdecken will, freut sich hier echt, einen Guide dabei zu haben. Ich mache hier nämlich die Erfahrung, dass meine ungeübten Augen auf die Tarnung der Tiere nur zu gerne reinfallen – mein Guide macht mich immer wieder auf Tiere aufmerksam, an denen ich einfach vorbei gelaufen wäre!
4. Lernen, die Machete als Werkzeug zu benutzen!
Grundregel Nummer 1 bei den Bewohnern des Dschungels lautet: Verlasse nie den Haus ohne Machete! Sobald man sich auch nur ein bisschen von den Siedlungen entfernt, wuchert der Urwald überall in die Wege hinein und man muss sich eine Schneise ins Grün schlagen.
Immer wieder kann es natürlich auch passieren, dass man sich eine Kokosnuss öffnen „muss“, ein Bündel Bananen vom schlagen oder sich eine Melone schneiden – hier im Dschungel passiert nichts ohne Machete! Mein Guide Pablo ist zwar anfangs etwas übervorsichtig, aber am Ende des Trips habe ich meine eigene Machete am Gürtel – und gehe natürlich voran!
5. Auf Goldsuche gehen!
Viele Bewohner Osas haben kleine Döschen mit kleinen Mengen Gold zuhause, und auch Touristen können ein wenig Gold finden, wenn sie die Augen offen halten. Und mehr Glück haben als ich 😉
6. Essen wie bei Mutti – aber auf costa-ricanisch!
Zum Nachtisch gibt’s oft die Früchte aus der Gegend: frische Bananen, Melonen, Mangos, Ananas oder Papaya – je nachdem, was gerade reif ist und gut schmeckt!
Aber auf den Caminos de Osa gibt’s nicht nur die „Standards“ der costa-ricanischen Küche, sondern auch ganz besondere Spezialitäten aus der Region: Bei Rancho Quemado erlebe ich zum Beispiel, wie aus Zuckerrohr Honig und Saft produziert wird – und eine Art Kuchen, die Tapas de Dulce. Supersüß, superlecker!
7. Wasser, Wasser, Wasser!
Auf dem Golfo Dulce, den die Einheimischen einen „tropischen Fjord“ nennen, bin ich von Playa Blanca auseinen Tag lang mit dem Kajak unterwegs. Hier hatte ich dann übrigens Glück: Am Horizont konnte ich eine Gruppe Buckelwale sichten! Die Meeressäuger wandern durch das Jahr über den gesamten Globus und sind meist zwischen August und Oktober zu Besuch in Costa Rica.
8. Wenn’s nicht mehr weitergeht… ab in den Pferdesattel!
Die Nutztiere sind hier am Rande der Zivilisation nicht wegzudenken und so hilfreich wie in Deutschland zuletzt vor hundert Jahren. Ich selber habe zwar eine gehörige Portion Respekt vor diesen riesigen Tieren. Aber langsam baue ich Vertrauen auf und dann macht es auch richtig Spaß, auf dem Pferderücken durch einen Fluss zu waten oder am Strand entlang zu galoppieren!
9. Tropische Traumstrände für dich allein!
Immer am Strand: Kokosnusspalmen und der grüne Dschungel, der hier direkt ans Meer grenzt. So gut wie nie am Strand: Andere Menschen! Nur in den Ortschaften selber kann man überhaupt Menschen treffen. Überhaupt gar kein Problem ist es, einen Strandabschnitt zu finden, an dem man überhaupt keiner Menschenseele begegnet!
10. So viele Tiere wie im Zoo – nur in echt, wild und frei!
Diese weiteren 10 Gründe für die Caminos de Osa haben mich vielleicht am meisten beeidruckt:
Mehr Infos zu den Caminos de Osa
Anreise auf die Peninsula de Osa:
Die beiden „Zentren“ (falls man bei so kleinen Orten davon sprechen kann) sind Sierpe und Puerto Jiménez. Beide erreicht man am schnellsten mit dem Flugzeug von San José aus, Fluginformationen gibt es bei den beiden Airlines: Sansa und NaturAir.
Mit dem Mietwagen sind es von San José aus fünf bis sechs Stunden, man sollte auf jeden Fall ein Allrad-Fahrzeug mieten. Einen guten Mietwagen-Preisvergleich gibt es zum Beispiel bei Mietwagencheck.
Am günstigsten ist man mit dem Bus unterwegs, allerdings braucht man dann insgesamt acht oder mehr Stunden von San José nach Osa. Nach Palmar Norte (bei Sierpe) geht es mit dem Tracopa Bus, von dort aus sind es noch 15 Minuten per Taxi nach Sierpe. Nach Puerto Jiménez gelangt man vom Terminal MEPE in San Jose (→ Googlemaps) mit dem Busunternehmen Blanco Lobo.
Die Routen und Touren der Caminos de Osa
Welche Ausrüstung braucht man?
Auf keinen Fall vergessen sollte man Mosquitospray, Sonnencreme, eine wiederverwendbare Wasserflasche und ein schnelltrocknendes Handtuch (keine Waschmöglichkeiten unterwegs, Unterkünfte stellen oft keine Handtücher). An den Füßen sollte man nicht zu schwere Wanderschuhe tragen, am besten wasserfest.
Ich hätte mir zwischendurch auch echte Gummistiefel gewünscht – jeder muss sich selber überlegen, ob man die mit sich schleppen möchte. Mehr dazu erzähle ich in meinem Artikel über die richtige Ausrüstung in Costa Rica.
Mehr Infos findet ihr auf der Website der Caminos de Osa, es lohnt sich auch, auf der Facebookseite mal reinzuschauen.
Extra-Tipps für Unterkünfte
Unterwegs auf den Caminos de Osa ist klar, wo man übernachtet: In den einfachen Unterkünften bei den Locals. Ich habe vor der Trekking-Woche und danach jeweils einen Tag in einem „richtigen“ Hotel verbracht. Vor allem im Anschluss war das schon ziemlich cool, denn die Woche im Dschungel schlaucht schon.
In Carate liegt die Luna Lodge und ist die letzte Unterkunft am Ende der Zivilisation bevor die Wildnis des Corcovado Nationalparks beginnt. Man wohnt in schicken Bungalows, es gibt Yoga-Kurse und eine fantastische Yoga-Plattform über den Baumkronen des Dschungels. Von hier aus kann man auch perfekt Ausflüge in den Park unternehmen. → Hier gibt’s mehr Infos zur Luna Lodge.
Zu Beginn meines Ausflugs auf die Osa Halbinsel habe ich eine Nacht im Bohdi Surf & Yoga Camp verbracht. Es befindet sich nicht direkt auf der Osa-Halbinsel, sondern ein paar Kilometer nördlich in der Nähe von Sierpe (Ein Start-/Endpunkt der Caminos). Hier konnte ich die fantastischen Surfbedingungen (perfekt für Anfänger!) austesten. Hier ist auch der berühmte playa ballenas (Wal-Strand). Der heisst so, weil man hier erstens Wale beobachten kann und zweitens der Strand von oben aussieht wie die Heckflosse eines Wals.
→ Hier gibt’s Infos zum Bohdi Camp.
Hast du Fragen oder Anmerkungen zu meinem Abenteuer auf den Caminos de Osa? Ich freue mich über deinen Kommentar!
Disclosure: Ich war im Rahmen einer Reise für den Lonely Planet Traveller in Costa Rica, die von Visit Costa Rica unterstützt wurde.