bruderleichtfuss.com

Atlantiküberquerung von Kap Verde nach Brasilien (Erster Teil)

Atlantiküberquerung Mindelo Recife 1

Nach gut zwei Wochen auf den Kapverdischen Inseln hatten wir unsere „Libertalia“ wieder soweit hergestellt, dass wir wieder in See stechen konnten. Eigentlich hatten Phil, Kyle und ich uns schon damit abgefunden, den Weg über den Ozean nach Brasilien zu dritt anzugehen, doch ganz kurz vor dem Ablegen entschieden wir uns noch einmal um: Johannis, ein 25jähriger Heidelberger, stand plötzlich auf dem Ponton vor der Libertalia und fragte uns, ob wir nicht noch Platz hätten auf unserem Boot, für ihn und seinen Kumpel Arne.

Noch mehr Ozean-Tramper an Bord

Klassische Anhalter also, wie ich, das gefiel mir schon mal. Noch besser fanden wir aber ihre Story: Die beiden sind im August letzten Jahres in Heidelberg mit dem Fahrrad aufgebrochen, bis Marokko gefahren und sind jetzt, wie ich, auf dem Weg per Anhalter über den Atlantik. Auf der anderen Seite wollen sie ihre Fahrradtour fortsetzen (übrigens berichten Jo und Arne über ihren Trip auf weltradeln.blogsport.de – spannend!).

Mehr zum Thema:

Du planst dein eigenes Abenteuer als Mitsegler? → Alle Infos zum Mitsegeln!

Schau dir außerdem meine → Packliste für Mitsegler an!

Und hier geht’s zur Übersicht → Altantiküberquerung als Mitsegler.

Nachdem wir zu fünft ein paar Bierchen in den Hafenkneipen Mindelos getrunken hatten, war klar, dass wir die beiden mitnehmen. Dass das eine gute Entscheidung war, stellte sich auf See recht schnell heraus: Nicht nur, dass zu fünft jeder mehr Freizeit zwischen den Wachschichten hat.

Arne ist ein fantastischer Koch und Johannes ist ein echter Bastelkönig. So jemanden kann man an Bord eines Segelbootes, wo immer mal was kaputt geht, gut gebrauchen: Zum Beispiel reparierte MacGyver-Johannes unsere, nicht ganz unwichtige, Süßwasserpumpe, mit einer Kugelschreibermine!

Die Crew: Timo, Arne, Phil, Kyle und Johannes

Unsere erste Aufgabe nachdem wir den Hafen von Mindelo verlassen hatten, war es, unser Genuasegel wieder anzubringen. Das Vorstag hatten wir im Hafen in Ordnung gebracht, aber das Segel hochziehen konnten wir dort leider nicht. Also kurvten wir zunächst einige Runden durch die Bucht von Mindelo.

Während der Rest der Crew sich auf den Vordeck vor allem körperlich anstrengen musste, war mein Job eher nervlich aufreibend: Käpt’n Phil hatte mich dafür ausgesucht, das Ruder zu halten und einige Runden durch die Bucht zu ziehen, bis die Jungs vorne das Segel oben hatten.

50 Schiffe, drei Wracks und eine Sandbank


Mein Puls raste während des ganzen Manövers, denn: In dieser Bucht ankern weit über 50 Schiffe, die wir genau so wenig rammen wollten wie eines der drei Wracks, die hier in geringer Tiefe liegen. Zu allem Überfluss gibt es auch noch eine Sandbank, die es zu meiden gilt.

Trotz der Aufregung machten wir alle unseren Job gut, klappen sollte es jedoch erst einmal trotzdem nicht: Kurz, bevor das Segel ganz oben in seiner Position angekommen war, löste sich ein Knoten und die Genua lag wieder vor uns auf dem Deck.

Kurzes Ende der Geschichte: Wir segelten zunächst einmal ohne unser größtes Segel los und schafften es einige Tage später, bei wenig Wind, draußen auf dem Atlantik. Da gab es zumindest keine Hindernisse, die es zu umschiffen galt.

Jetzt gibt’s eine Grillparty!

Jetzt sind wir seit etwa einer Woche draußen auf See, bislang immer auf Kurs 180 Grad Süd, wir nähern uns dem Äquator. Bislang ist es ein ziemlich angenehmer und ruhiger Törn, wir machen gute Fahrt und statt mit dem Rigg, kämpfen wir vor allem mit der zunehmenden Hitze.

Zum Glück haben wir noch auf Fuerteventura die Anschlüsse für die Salzwasserdusche installiert: Die morgendliche Dusche mit kühlem Ozeanwasser ist immer das erste Highlight des Tages.

Grillparty auf dem Ozean

Danach tauschen wir meist die Boxershorts der Nacht gegen eine Badehose um. T-Shirts ziehen wir nur gelegentlich aus Angst vor Sonnenbrand an, oder in windigen Nächten. Wir werden träge, wodurch unsere Bärte wachsen. Die meiste Energie verwenden wir aus Kochen, ansonsten wird gelesen oder Musik gehört, der Himmel oder die See beobachtet.

Zum Glück tauchen immer wieder kleinere Wolken auf, die ein wenig Schatten spenden. Während der Fahrt hängen immer zwei Angelleinen im Wasser und bescheren uns das Highlight der ersten Woche: Eine Dorade beißt an und wir schaffen es in Rekordzeit, sie auszunehmen und auf unserem Bierfass-Grill zu grillen – großartig, so eine Grillparty mitten auf dem Ozean!

Hier geht’s zum zweiten Teil der Atlantiküberquerung!

Die mobile Version verlassen