160 Seemeilen und meine erste Nachtwache

Die Masten ächzen, quietschen und knarren unter der Last des Windes, der leise durch die Seile und Segel der Libertalia heult. Der fahle Schein der schmalen Mondsichel, die knapp über dem Horizont liegt, spendet das einzige Licht in dieser klaren Nacht.

Viel mehr Sterne als an Land stehen am Himmel und sind um ein Vielfaches heller, ich kann den Verlauf der Milchstraße erahnen. Ich schiebe Nachtwache auf dem Weg von La Linea nach Almeria, wir sind jetzt knapp 30 Stunden auf See. Als sich eine Sternschnuppe vom Himmel stürzt, fällt mir nichts mehr ein, was ich mir noch wünschen könnte.

Ich bin also nach wie vor an Bord der Libertalia, mittlerweile wieder an der spanischen Küste und mit Kurs Richtung Nord-Osten.

Von Ceuta ging es erst mal nur zurück nach La Linea, eine Stadt direkt neben Gibraltar auf der spanischen Seite. Dafür mussten wir die Straße von Gibraltar nochmal überqueren, doch die Überfahrt sollte ganz anders verlaufen als wir angenommen hatten.

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Wir hatten uns darauf eingestellt, dass viel Verkehr herrscht, was große Aufmerksamkeit erfordert, um Kollisionen mit den großen Containerschiffen und Tankern zu vermeiden, gegen die wir mit Sicherheit den Kürzeren ziehen würden. Doch es waren viel weniger Schiffe unterwegs als befürchtet, was anscheinend die Tierwelt nutzte, um unterwegs zu sein. So sichteten wir zwei riesige Mondfische, eine Schildkröte und mehrere Delfine.

Delfine im Mittelmeer

In La Linea haben wir dann wieder mal einen Crewaustausch vorgenommen: Der Urlaub unserer lieben Norwegerin Maria endete hier, frisch an Bord ist jetzt Clelia, eine Tauchlehrin aus Italien. Wir freuen uns auf Pasta! Noch mehr freute ich mich allerdings darauf, dass es recht schnell weiterging, und zwar diesmal auf den längsten Törn meiner Reise bisher:

160 Seemeilen standen uns bevor, 2 Tage und 2 Nächte auf See, riesige Vorfreude bei mir. Zu Recht: Endlich hatte ich meinen 360°-Horizont, kein Land weit und breit, nur See und Wasser und Wasser. Das ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, vor allem wenn auch rundum keine anderen Schiffe zu entdecken sind.

Doch dann, während meiner Wachschicht, plötzlich der Schock: Schwere Gewitter mit 8-9 Windstärken, nahe vorraus. Da wurden die Sorgenfalten lang und tief:

Sorgenfalten bei Timo Peters

Nein, ist natürlich Quatsch. In Wirklichkeit hat war es nur eine halbe Stunde Regen, die mich an meine baldige Rückkehr nach Deutschland erinnerte und mir deshalb große Sorgen bereitete. Aber jetzt kam die Sonne schnell wieder und wir blieben auf dem richtigen Kurs.

Ich hatte riesigen Spaß dabei, vor allem, weil ich merkte, dass ich mittlerweile doch ein paar nicht völlig unsinnige Ideen zur Segelführung hatte. Also habe ich getan, was man ein Segler mit Verantwortung eigentlich nie tun sollte: Ich habe versucht, so wenig zu schlafen, wie möglich, um so viel wie möglich mitzunehmen. Untypischerweise gelang mir das recht gut, so dass ich auch bei einigen weiteren Delfinsichtungen dabei war.

Es gibt nur eines, was mir in diesem Moment gerade sehr auf die Laune schlägt: Morgen verlasse ich die das Boot und ich stelle mich wieder an die Straße. Leider geht’s dann in die völlig falsche Richtung, nach Norden, Deutschland. Mein knappes Budget neigt sich nämlich mittlerweile dem Ende zu, genau wie dieser Eintrag ins Logbuch.

Logbuch Mittelmeer

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Timo Peters
Timo Petershttps://www.bruderleichtfuss.com
Timo Peters ist der Gründer und Chefabenteurer bei bruderleichtfuss.com. Ich verbringe meine meiste Zeit auf Reisen und stehe auf Abenteuer aller Art. Ich bin gerne in der Natur unterwegs: Zu Land wandere ich mit meinem Zelt durch die Wildnis, zur See gerne auf Segelbooten. Außerdem habe ich eine Leidenschaft für Reisen per Anhalter. Hier findest du mehr Infos über mich und diesen Blog.

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1 comment

  1. Wieder ein ganz toller Bericht!
    Ich rufe es mir auch häufig ins Gedächtnis wie froh ich bin „am richtigen Ort, zur richtigen Zeit“ geboren worden zu sein. Was für ein Glück wir gehabt haben..
    Schade, dass deine Reise sich nun dem Ende neigt. Aber du hast ja tolle Erfahrungen sammeln können, die du mit Sicherheit nie vergessen wirst..
    LG

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