Pur, rau und wild: Wandern im Dovrefjell

Eine Wanderung durch Norwegens höchstes Gebirge zu unternehmen bedeutet, ganz nah in der unberührten und unvergleichlich schönen Natur dieses Landes zu sein. Die Gegend im Dovrefjell ist bis auf einige wenige Schafsherden relativ unwirtlich und die meiste Zeit des Jahres nur ziemlich schlecht bewohnbar.

Während der Zeit hier werde ich kaum einen Menschen treffen. Zwar führt mit der E6 auch eine Autobahn durch dieses Gebirge. Die ist aber zum einen nicht sonderlich groß und zum anderen nicht selten viele Kilometer von meinem Weg entfernt. Mein Weg, das ist der Olavsweg – der norwegische Pilgerweg zum Nidarosdom in Trondheim.

Ich bin auf der Suche nach einer kleinen Herausforderung, nach etwas, was mich auf andere Gedanken bringt und für einen Moment raus bringt aus dem Leben, das mich sonst umgibt – wohl der Urspungsgedanke eines jeden Wanderers.

Norwegen wird diese Herausforderung für mich bereithalten, so viel war schon vor Beginn der Reise klar. Nicht ohne Grund heißt es in der norwegischen Verfassung „Einig und treu, bis Dovre fällt.“ – dieses Gebirge ist Heimat von Moschusochsen, Steinadlern, Luchsen, Rentieren und Wölfen. Menschen leben hier nur wenige. Nur einige größere Bauernhöfe gibt es, die oft auch Herberge für passierende Wanderer und Pilger sind.

Schafe Dovrefjell Norwegen
Schafe gibt es viel im Dovrefjell – wie sammelt der Schäfer die eigentlich alle wieder ein? (So! )

Insgesamt bin ich knapp 100 Kilometer im Dovrefjell unterwegs. Vier Tage brauche ich dafür. Meine täglichen Etappen sind moderat, ich möchte mir Zeit lassen für diesen Weg, jeden Moment genießen.

Ausgangspunkt meiner Wanderung ist Dovre, Hauptort der gleichnamigen Kommune, in der sich ein Teil des Dovrefjells befindet. Zuvor bin ich bereits ein paar Tage auf dem Olavsweg unterwegs, der in Oslo beginnt und etwas über 600 Kilometer lang ist.

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In Dovre decke ich mich für die nächsten Tage mit Lebensmitteln ein. Danach geht es zunächst zum nahegelegenen Budsjord, einem historischen Hof, der heute als Museum, wunderschönes Café und Herberge dient. Hier versorgen die beiden Inhaber Erik Fenstad Langdalen und Victor Plahte Tschudi ihre Gäste mit köstlichem Kaffee und frischen Waffeln.

Erik erzählt mir, dass er eigentlich in Oslo als Professor für Architektur arbeitet und dazu selbstständiger Architekt ist. Nebenbei kümmert er sich um den Hof Budsjord und wirkt dabei ziemlich entspannt – wow.

Hof Budjord Dovrefjell Norwegen
Der historische Hof Budsjord dient heute als Herberge und Museum.

Am nächsten Tag starte ich meine Wanderung. Mein heutiges Ziel ist die Fjellstue Fokstugu. Die Fjellstue (das heißt so viel wie Bergstübchen) liegt etwa 15 Kilometer und rund 600 Höhenmeter von Budsjord entfernt. Auf dem Weg dorthin passiere ich Allmannrøysa.

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Pilger legen an diesem kleinen Steinhügel traditionell einen Stein als Symbol für ihre Lasten oder Sorgen ab. Der grandiose Ausblick auf das insgesamt rund 1500 Quadratkilometer große Dovrefjell an diesem Punkt ist allerdings mein persönlicher Grund, wieso ich hier eine Pause einlege und mir einen Kaffee koche.

Pause Wanderung Dovrefjell
Pause!

In Fokstugu lebt das Ehepaar Laurits und Christiane Fokstugu und empfängt die pilgernden Gäste herzlich mit Glockengeläut, wenn man zur richtigen Zeit ankommt: Jeden Tag um 18 Uhr läutet Laurits Fokstugu die Glocken der kleinen Kapelle des Hofes.

In Fokstugu unterhalte ich mich ein wenig mit Christiane Fokstugu, die mir vom Leben in den Bergen erzählt und mir einige Tipps für meine weitere Reise gibt.

Unterkunft Wandern Dovrefjell
Auf dem Hof vom Ehepaar Fokstugu kann man auch übernachten

Schlafen tu ich auf dem Hof in dieser Nacht nicht. Mich zieht es noch ein wenig weiter und so gehe ich noch etwa 10 Kilometer, bevor ich mein Zelt aufschlage. Ich frage mich, warum ich Ohrstöpsel mitgenommen habe: es ist vollkommen still.

Dabei gibt es eigentlich eine Menge Tiere hier oben: Über ein kleines Stück hat mich heute ein Steinadler begleitet. Auch Schneehühner und diverse Vogelarten habe ich heute gesehen. Nun aber, um Mitternacht, ist nichts zu hören. Das Dovrefjell scheint zu schlafen. Ich lege mich dazu.

Am nächsten Morgen geht es weiter, vorbei an der Hageseter Alm und über die fantastische Hjerkinnhø. Von hier oben kann man die Snøhetta – den größten Berg des Gebirges – erblicken. Auch die benachbarten Nationalparkgebiete Jotunheimen und Rondane sehe ich von hier.

Ich gehe weiter bis zur Kongsvoll Fjellstue, einer weiteren Herberge am Rande des Olavsweges. Von hier aus sind es noch 198 Kilometer bis Trondheim und rund 40 Kilometer im Dovrefjell. Von Kongsvoll aus wandere ich zusammen mit meinem Guide Geir ein Stück vom Weg ab, um einige der prachtvollen Moschusochsen aufzuspüren.

Moschusochsen Dovrefjell Norwegen
Wir sehen elf von noch ungefähr 300 in Norwegen lebenden Moschusochsen

Noch zwischen 300 und 400 Tiere sollen davon hier oben leben, sagt Geir. Als wir die Tiere endlich gefunden haben, kann ich kaum glauben, dass diese 500-Kilo-Kolosse streng genommen zur Familie der Ziegen gehören und eigentlich keine Ochsen sind.

Absolut friedlich stehen sie vor uns und grasen gemütlich das, was es hier zu grasen gibt. Viel ist das nicht, aber den Moschusochsen scheint es zu reichen. Ich setze mich dazu und esse ein Kvikk-Lunsj (in Deutschland heißt es Kit-Kat, in Norwegen ist es als Turmat (Tour-Snack) absolute Pflicht auf jeder noch so kleinen Wanderung).

Moschusochsen Wanderung Norwegen

Nach einer Übernachtung in Kongsvoll wandere ich den Olavsweg entlang bis zur Schutzhütte Ryphusan. Gerade rechtzeitig bevor ein großes Gewitter direkt über mir ausbricht, erreiche ich die kleine unbewirtete Hütte, in der ich übernachten werde.

Am nächsten Tag hat sich das Wetter beruhigt und ich laufe die Ausläufer des Dovrefjells hinab bis Oppdal, einer großen Stadt, in der ich mich mit allem eindecken kann, was ich die letzten Tage vermisst habe. Viel ist das ehrlich gesagt nicht, nur eine Packung frischen Kaffee gönne ich mir noch, bevor ich den Weg weiter in Richtung Trondheim fortsetze.

Dario JürgensÜber den Autor

Dario Jürgens wurde 1990 am Flughafen Langenhagen geboren, wuchs im benachbarten Hildesheim auf und studierte später Jura und Sprache und Kommunikation sowie Sprechwissenschaft und Sprecherziehung an der Philipps-Universität in Marburg.

Während eines Auslandssemester hat er für ein Studentenmagazin in Oslo und danach für eine PR-Agentur in Köln geschrieben. Im Moment arbeitet er beim Nationalen Tourismusbüro des Landes Norwegen „Visit Norway“.

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Timo Peters
Timo Petershttps://www.bruderleichtfuss.com
Timo Peters ist der Gründer und Chefabenteurer bei bruderleichtfuss.com. Ich verbringe meine meiste Zeit auf Reisen und stehe auf Abenteuer aller Art. Ich bin gerne in der Natur unterwegs: Zu Land wandere ich mit meinem Zelt durch die Wildnis, zur See gerne auf Segelbooten. Außerdem habe ich eine Leidenschaft für Reisen per Anhalter. Hier findest du mehr Infos über mich und diesen Blog.

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2 comments

  1. Hallo! Ich finde deinen Beitrag wirklich klasse. Ich wäre jetzt nicht darauf gekommen, in Norwegen zu wandern, da ich sonst Urlaub in der Schweiz mache um zu wandern. Aber der Weg, den du dir ausgesucht hast, klingt genau wonach ich gesucht habe. Eine kleine Herausforderung um aus dem Alltag zu entfliehen. Danke für die Bilder und deinen Bericht. Beste Grüße

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