Trampen per Flugzeug: Holger Steffens im Interview

Trampen ist eine der schönsten Fortbewegungsarten der Welt. Man kommt völlig frei und unabhängig an Ziele, von denen man vorher oft noch gar nicht wusste, dass man sie hat. Dabei lernt man spannende Menschen kennen, erlebt jede Menge abenteuerliche Geschichten und der ganze Spaß ist auch noch umsonst.Ich bin deshalb schon viel per Anhalter unterwegs gewesen: Klassisch per Autostop haben mich junge und alte Menschen mitgenommen, Geschäftsleute, Althippies und manchmal auch ganze Familien – tausende Kilometer in klapprigen Kleinwagen, schicken Luxuslimousinen, LKWs und Traktoren.Zur See bin ich mit Segelbooten per Anhalter gereist: Zunächst im Mittelmeer und auf der Ostsee, später bin ich dann sogar mit verschiedenen Segelyachten über den Atlantischen Ozean getrampt.

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Ich dachte also, was das Trampen angeht, kann mir so schnell keiner mehr was vormachen – ich brauche bestimmt keine Tipps mehr. Und dann entdeckte ich in einem Artikel in der Zeit Holger Steffens und seine Geschiche: Hoss, wie er lieber genannt wird, ist per Flugzeug getrampt. Nach Spanien.

Davon hatte ich noch nie gehört. Grund genug, mir den Lufttramper zum Abenteurerinterview einzuladen!

Fliegen per Anhalter

Lift beim Fliegen per Anhalter

Zunächst einmal: Du scheinst ja ein mindestens so begeisterter Tramper zu sein wie ich. Was macht denn für dich die Faszination des Reisen’s per Anhalter aus?

Ich bin bereits als Jugendlicher auf der Suche nach Abenteuern durch Europa getrampt, heute bin ich eher als „Extremtramper“ unterwegs. Mal nur auf Schiffen, mal nur mit Motorrädern, mal im ÖPNV, mal mit einem Pferdesulky ohne Pferd oder einen Tandem und ich durfte nicht vorn sitzen.

Bei der Tramper-Serie geht es darum, auf die ungewöhnlichsten Arten per Anhalter zu fahren, wie es vorher noch niemand versucht hat. Zudem muss ich laut Reglement auch meist ohne Geld und Kreditkarte starten. Das macht natürlich auch den Reiz aus: Neues auszuprobieren, unterwegs dauernd zu improvisieren und natürlich auch sich ohne Geld durchzuschlagen.

Ich finde es immer wieder spannend, wenn man ohne die ganzen Sicherheiten und Annehmlichkeiten des Alltags unterwegs ist. Doch im Mittelpunkt stehen immer die Begegnungen mit den Menschen unterwegs.

Ich bin damals auf das Trampen per Segelboot eher zufällig gestoßen, als ich mich plötzlich auf einem Segelboot wiederfand. Wie kam dir die Idee, per Flugzeug zu trampen?

Die Idee entstand bereits, nachdem ich 2008 per Anhalter mit Schiffen durch Deutschland gereist bin. Die Reise war derart abenteuerlich, dass daraus später ein Buch wurde. Danach habe ich mit einigen Kollegen aus meinem Kreativteam den „Tramper“ als Reportageserie konzipiert.

Und wer am Boden schon auf ungewöhnliche Arten per Anhalter fährt, muss ja fast zwangsweise schon irgendwann in die Luft, nicht wahr…

Ultraleichtflugzeuge in Blois

Das stimmt natürlich. Aber jetzt sag mal: Wie müsste ich es anstellen, um ein Flugzeug zu finden, das mich mit nimmt?

Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Bist Du aber so gut wie nie. Das Problem: Privatpiloten müssen ihre Flüge nicht anmelden. Im Zweifelsfall holen sie die Maschine aus dem Hangar, tanken auf und geben dem Tower kurz Bescheid, dass sie losfliegen.

Hilfreich ist es natürlich, wenn man sich direkt auf dem Flugplatzgelände aufhält und Kontakt zu Aeroclubs, Flugschulen und Flugaufsicht aufzunehmen kann.

Beim Trampen zur See hilft es, wenn man sich an Bord nützlich machen kann. Gibt es Skills, die einen Tramper bei Flugzeugpiloten beliebt machen?

Leider nur wenig. Allenfalls kann man ein wenig beim Navigieren helfen – sofern man sich mit Flugkarten auskennt. Ich habe mich unterwegs öfters bei Aeroclubs ein wenig nützlich gemacht und kleinere Arbeiten erledigt, die liegengeblieben waren.

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Ansonsten muss man ehrlich sein: Du machst als Airtramper Umstände, verursachst zusätzliche Kosten wie erhöhten Spritverbrauch und eventuell sogar erhöhte Landegebühren. Zudem muss man Flieger erst einmal davon überzeugen, dass man harmlos ist. Seit dem 11. September ist man doch allgemein etwas vorsichtiger geworden in der Fliegerei.

Fliegen per Anhalter - Arcachon

Du sagst, die kleinen Flughäfen funktionieren zum Trampen deutlich besser als die Großen. Was hast du noch für praktische Tipps zum Trampen per Flugzeug?

Ganz ehrlich? Mein bester Tipp ist: Lass es. Es war mit Abstand die anstrengendste und zermürbendste Reise, die im Rahmen der Tramper-Serie gemacht habe. Mir hat unterwegs natürlich mein Presseausweis weitergeholfen; und nicht zuletzt die Tatsache, dass jeder im Internet sofort nachschauen kann, dass es sich dabei um eine Reportage handelt.

Wer es dennoch versuchen möchte, dem rate ich viel Zeit mitzubringen und viel Reisegeld einzuplanen. Mit Flugzeugen durch Europa zu trampen hat vor mir noch niemand versucht. Und das hat auch gute Gründe. Man bedenke: Ich bin von Dortmund aus durch Deutschland, Frankreich nach Nordspanien und zurück gereist. Das hat knapp sieben Wochen gedauert.

Wer es dennoch versuchen will, sollte sich ein dickes Fell zulegen und sich bereits im Vorfeld fragen, mit wie vielen Rückschlägen er am Tag so klarkommt, ohne dass es die Laune verdirbt. Selbst als erfahrener Extremtramper war ich unterwegs einige Mal kurz davor, aufzugeben.

Ich bin mir nicht sicher, ob mich das jetzt abschreckt oder erst recht reizt. Was darf in der Ausrüstung eines Luftanhalters auf keinen Fall fehlen?

Genau genommen sollte soviel wie möglich fehlen! In den kleinen Fliegern ist nicht viel Platz und das zulässige Abfluggewicht ist sehr gering. Also bitte kleines und leichtes Gepäck. Als unentbehrlich jedoch hat sich jedoch mein Piloten-Atlas erwiesen, auf dem sämtliche Flughäfen und Landeplätze in Europa kartographiert sind.

Im Interview mit der Zeit erzählst du, dass du teilweise wochenlang auf deinen nächsten Lift warten musstest. Wie vertreibst du dir beim Luft-Trampen die Zeit in solchen Situationen?

In Karlsruhe zum Beispiel habe ich für Unterkunft und Essen bei einem Handlingunternehmen gearbeitet, das sich um Privatjets kümmert. In Arcachon habe ich als Gegenleistung dafür, dass ich vier Tage lang in der Fallschirmspringerhalle unterkommen konnte, die gesamt Halle und die Clubräume auf Vordermann gebracht und geputzt.

In Bilbao hab ich mir eine gebrauchte Ukulele gekauft und als Straßenmusiker mein Geld verdient. Ansonsten ist man als Airtramper recht gut damit beschäftigt, eine Mitfluggelegenheit aufzutreiben.  Von allein kommt schließlich keiner zu Dir.

Arbeiten im Hangar Losberg

Hast du dich an Bord der kleinen Flugzeuge immer sicher gefühlt oder bist du mal auf einen Piloten gestoßen, dem du nicht so richtig vertraut hast?

Direkt beim ersten Lift von Iserlohn nach Koblenz sind wir in mieses Wetter geraten. Da war mir schon etwas mulmig – schließlich merkt man Turbolanzen in einem kleinen Flieger sehr direkt. Aber der erfahrene Pilot war die Ruhe selbst und hat uns souverän nach Koblenz gebracht.

Ansonsten habe ich mich bei meinen Flügen immer gut gefühlt. In der Fliegerei gilt: Safety first. Und das beherzigen die Piloten auch. Hasardeure finden sich dort eher selten.

Fähren, Straßenbahnen, Dreiräder, Pferdekutschen oder eben per Flugzeug – du hast eigentlich schon alle Verkehrsmittel „betrampt“, die man sich vorstellen kann (oder auch nicht). Hat so ein Mann überhaupt noch Träume? Was sind deine nächsten Pläne?

Träume habe ich natürlich noch jede Menge, wäre auch traurig wenn nicht! Die Tramper-Serie ist zwar jetzt abgeschlossen und meine Knochen auch nicht mehr die jüngsten, doch ich bereite gerade schon das nächste Projekt vor: Eurofighter Ruhr.

Ich werde von Dortmund nach Duisburg und zurück durch mein geliebtes Ruhrgebiet reisen, mit welchen Fortbewegungsmitteln auch immer. Die Regeln: Ich muss ohne Geld, Kreditkarten, Lebens- und Genussmittel starten. Zudem darf ich mir unterwegs immer nur EINEN Euro verdienen. Erst wenn der ausgegeben ist, darf ich wiederum EINEN Euro verdienen – mit welcher Arbeit auch immer.

Ich muss mich also mit höchstens einem Euro in der Tasche durch Ruhrgebiet kämpfen; Geld ansammeln kann ich ja nicht.  Wird sicherlich sportlich, schließlich kann ich mir nichts leisten, was teuer als ein Euro ist. Geld- und Sachgeschenke darf ich auch nicht annehmen. Wo ich übernachte? Keine Ahnung. Frag mich, wenn ich wieder da bin. Nur eines ist sicher: Es wird eine bunte Reise mit skurrilen Begegnungen.

Na, das werde ich verfolgen und mich bestimmt auch nochmal bei dir melden! Vielen Dank für dieses Interview!

Holger Steffens Flughafen Dortmund

Mehr Infos zu Holger „Hoss“ Steffens:

Hoss führt zu seinem Tramperprojekt eine Facebookseite, auf der ihr mehr Fotos von unterwegs findet und im Moment so einige andere Interviews und Medienbeiträge über ihn.

Außerdem gibt es die beiden Internetseiten dertramper.de und airtramper.com.

Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr spannende Tramper-Projekte geplant oder schon hinter euch? Oder kennt ihr jemanden, der ähnlich verrückt ist wie Hoss? Bitte kommentieren!

Timo Peters
Timo Petershttps://www.bruderleichtfuss.com
Timo Peters ist der Gründer und Chefabenteurer bei bruderleichtfuss.com. Ich verbringe meine meiste Zeit auf Reisen und stehe auf Abenteuer aller Art. Ich bin gerne in der Natur unterwegs: Zu Land wandere ich mit meinem Zelt durch die Wildnis, zur See gerne auf Segelbooten. Außerdem habe ich eine Leidenschaft für Reisen per Anhalter. Hier findest du mehr Infos über mich und diesen Blog.

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3 comments

  1. Coole Sache, ich bin bisher nicht mal mit dem Auto getrampt…aber wir hatten auch noch nie einen der bei uns an Bord mitsegeln wollte (das beim Chartertörn allerdings auch gar nicht so easy ist) – aber gleich mit dem Flugzeug trampen – Respekt!

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