Die Sporttramper: Ein Verein für Tramper

Schon vor einiger Zeit schrieb mich über meine Facebookseite Stefan an. Er wollte damals ein paar Tipps zum Trampen mit Segelbooten von mir haben, weil er es mir gerne nachtun wollte und den Atlantischen Ozean per Anhalter überqueren wollte.

Nebenbei erwähnte er, dass er „Sporttramper“ sei und als solcher sogar in einem Verein organisiert ist, was ich natürlich extrem spannend fand!

Mittlerweile hat Stefan es geschafft, über den Atlantik zu trampen und hat die Zeit gefunden, mir das Sporttrampen zu erklären.

Dies ist ein Gastbeitrag von Stefan Korn

Mein Tramperkollege Ralf hatte mich irgendwann mal angeschrieben und mir erzählt, dass die Russen eine Weltmeisterschaft im Trampen veranstalten! Es sollte ein Rennen über 80 Tage sein, von St. Petersburg nach Peking, von Seattle über Panama nach New York und anschließend von Marokko wieder nach St. Petersburg. Wir waren natürlich sofort in hysterischer Erregung. Direkt am nächsten Wochenende habe ich ihn besucht. Wir mussten Pläne schmieden, uns einen Teamnamen geben und weitere Nachforschungen anstellen.

Passend zum Thema: Mein Guide für Tramper

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Aus dem Rennen ist für uns leider nichts geworden. Aber stattdessen haben wir mit der „Deutschen Trampsport Gemeinschaft“ den ersten Sporttramperclub in Westeuropa gegründet. Irgendwie mussten wir die Euphorie umsetzen.

Aber was ist eigentlich Sporttrampen?

Das Sporttrampen vereint die Erkundung und Orientierung im Gelände mit dem Trampen als planvolles Fortbewegungsmittel in einem Wettstreit.

Quelle: sporttrampen.de

Wir sind eine kleine Gruppe Hardcore-Tramper, Outdoor-Menschen und Abenteuer-Freaks die gerne auf Erkundungsreise gehen. Natürlich mit dem Daumen. Wir nehmen uns für gewöhnlich ein bestimmtes Gebiet in Deutschland (z.B. Eifel oder fränkische Schweiz), suchen uns verschiedene Kontrollpunkte, bauen eine Route zusammen und dann geht’s los.

Wettkampf. Ziel ist es, am schnellsten alle Kontrollpunkte zu erreichen. Die Kontrollpunkte werden mit Stickern markiert, so kann man auch sehen, welche anderen Teams schon da waren. Erhöht den Spaßfaktor und Ehrgeiz ungemein.

Im Wettkampf ist nur Trampen und laufen erlaubt. Keine öffentlichen Verkehrsmittel und nie weiter mitfahren, als der Fahrer fahren würde. Das wäre unfair und würde dem Sportsgeist widersprechen. Ursprünglich kommt die Idee aus Rußland und wurde von der Tramperlegende Alexej Worow (Hier ein Interview mit ihm) etabliert.

Trampen Wettkampf Sticker

Die Rennen gehen meist über 2-3 Tage. Wir übernachten draußen, essen an der Straße und bleiben manchmal auch stehen, um uns etwas anzuschauen. Manchmal. Jegliche Bewegung wird in einem Logbuch verzeichnet, so können wir im Ziel die Rennverläufe der einzelnen Teams rekonstruieren und taktische Fehler analysieren.

Natürlich haben wir nach dem Ende des Rennens eine Menge zu erzählen. Wir sitzen meist noch einen Tag zusammen, saunieren irgendwo und plaudern mit einem Bierchen am Lagerfeuer, während wir uns über unsere Straßengeschichten unterhalten. Das ist eigentlich immer der beste Teil des ganzen Rennens. Aber Entspannung muss verdient sein.

Timo stellte die Frage wie Sporttrampen mit der generellen Trampkultur des zeitlosen, entspannten Reisens vereinbar ist. Ich denke wir sind lediglich eine andere „Art“ von Trampern. Wir sind einfach gerne auf der Straße. Ich persönlich bin immer von A nach B getrampt, wollte irgendwo ankommen, möglichst schnell und hatte nie viel Zeit irgendwo anzuhalten.

Meist hatte ich auch nie viel Zeit irgendwo zu bleiben. Einmal bin ich für drei Tage Wochenende von Leipzig nach Barcelona getrampt. Ich war letztendlich länger auf der Straße, als in der Stadt. Lange hab ich überlegt, ob das richtig so ist und ich nicht besser entspannter unterwegs sein sollte.

Stefan Korn

Mittlerweile weiß ich aber zu schätzen, dass dies einfach meine Art mich zu bewegen ist. Ich bin glücklich damit. Freunde sagen ich verpasse was, sehe die schönsten Orte nicht. Das stimmt! Aber Traumstrände, und Sehenswürdigkeiten interessieren mich einfach nicht mehr so sehr.

Was mich interessiert, ist Bewegung, sind Straßen und die Menschen mit denen ich im Auto sitze. Ein guter Lift kann dir den absoluten Kick geben! Das ist es wonach ich suche. Es macht einfach süchtig.

Eine Freundin erzählte mir letztens, dass sie sich so sehr gefreut hat, als sie die russischen Tramper kennengelernt hat. Weil die Tramper, aber keine Hippies waren. Russland hat eine andere Trampkultur als wir: Es ist weitaus wilder dort, die Tramper sind eher Bergsteiger und Expeditionsgänger, die nebenbei auch Trampen. Oder andersrum.

Mehr über's Trampen:

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Hier findest du mehr Beiträge über’s → Trampen und Reisen per Anhalter!

 

 

In den großen Expeditionen der russischen Trampervereine liefen sie 600km alte stalinistische Eisenbahnlinien bis zum bitteren Ende oder trampen 18 Monate durch Afrika, mit dem Ziel alle vorhandenen Straßen zu finden. Erkundung, Abenteuer und Expedition. Das ist gewissermaßen die Kultur, aus der auch Sporttrampen entstanden ist. Und wir wollten das unbedingt übernehmen!

Wir haben die DTSG 2012 gegründet, sind bisher eine kleine aber sehr feine Gruppe begeisterter Sportsmänner und Frauen geblieben. Die Grundstruktur steht. Wir konnten zweimal von der europäischen Union Fördergelder aquirieren können für den Grundaufbau unseres Vereins, Vernetzungstreffen, die Durchführung unserer Rennen und natürlich Equipment.

Wir reisen und racen mit extra angefertigtem Equipment aus Rußland. Optimiert aufs Trampen. Rucksäcke, ultra-leicht Zelte, Winterschlafsäcke und natürlich unsere Uniformen.

Ein wesentlicher Unterschied bei Sporttrampen zu normalem Trampen ist, dass wir auch nachts trampen. Das erfordert natürlich besonderes Equipment und Tramptechnik. Hierzu haben wir unsere gelben Overalls, die ein wenig an einen Fallschirmspringer erinnern.

Trampen bei Nacht

Für mich ist es eine zweite Haut geworden, ohne die ich nicht mehr trampe. In der Nacht wird man nicht übersehen, was auch in Bezug auf Sicherheit wichtig ist. Wer darin trampt, weiß die geniale Funktionalität zu schätzen.

Für die nächsten Jahre wollen wir regelmäßige Wettkämpfe in Deutschland etablieren, den Verein am Leben halten und perspektivisch auch internationale Wettkämpfe zusammen mit den Russen, Polen, Ukrainern, Litauern, Amerikanern und Weißrussen veranstalten. Vorerst müssen wir aber unsere Fähigkeiten in Deutschland trainieren und mehr Menschen in den Bann des Sporttrampens ziehen.

Wir hatten leider schon einige (trampende) Freunde dabei, denen das alles zu viel war, die lieber entspannter Reisen und sich etwas anderes unter unseren Rennen vorgestellt haben. Ich denke das ist durchaus verständlich. Letztendlich ist Sporttrampen vielleicht nicht (nur) etwas für die klassischen Tramper, sondern vor allem für Outdoor- und Abenteuerbegeisterte, die auch trampen würden oder schon trampen. Ist aber auch besser so, schließlich wollen wir einen fetzigen Wettkampf. Und wenn es zu entspannt ist, schmeckt auch das Feierabend Getränk nur halb so gut…

Unser nächster Wettkampf findet übrigens am verlängerten Wochenende um den ersten Mai zwischen Berlin und Polen statt. Ich selber bin „leider“ auf Weltreise, aber meine Kollegen zu Hause freuen sich über erkundungs- und abenteuerlustige Menschen, die das einmal ausprobieren möchten. Den Kontakt findet ihr auf der Website, oder über meinen Blog.

Über den Autor:

Stefan Korn ist Gründer der Deutschen Trampsport Gemeinschaft und seit Oktober 2014 auf seiner Weltumtrampung. Er schreibt auf dem Blog warmroads.de über seine Erlebnisse auf der Straße, analysiert das Trampen in den bereisten Ländern und philosophiert über das Trampen.

Timo Peters
Timo Petershttps://www.bruderleichtfuss.com
Timo Peters ist der Gründer und Chefabenteurer bei bruderleichtfuss.com. Ich verbringe meine meiste Zeit auf Reisen und stehe auf Abenteuer aller Art. Ich bin gerne in der Natur unterwegs: Zu Land wandere ich mit meinem Zelt durch die Wildnis, zur See gerne auf Segelbooten. Außerdem habe ich eine Leidenschaft für Reisen per Anhalter. Hier findest du mehr Infos über mich und diesen Blog.

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3 comments

    • Moin Jens,
      das hört sich nach einem guten Plan an! Warum ausgerechnet Kenia? Ich selber habe leider noch keine Erfahrung mit Trampen in Afrika (abgesehen von Ägypten, da klappte es bei mir gut), aber vielleicht kommentiert hier ja noch jemand. Schau mal hier, da findest du noch einige Artikel über Fern-Tramper, vielleicht hilft dir das. Viel Erfolg!
      Timo

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